Hirslanden will beim Reinigungspersonal sparen

Die Privatklinik Linde lagert die OP-Reinigung an eine externe Firma aus. Die monetäre Degradierung des Reinigungspersonals sorgt jetzt für grosse Diskussion.

, 28. Februar 2022 um 08:25
image
  • hirslanden
  • spital
  • klinik linde
  • vebego
  • mediclinic
Heute Montag müssen sich die entsprechenden Angestellten der Privatklinik Linde entscheiden, ob sie die neuen Verträge ab 1. April 2022 unterschreiben wollen – oder nicht. Denn die zur Hirslanden Gruppe gehörende Bieler Klinik lagert die Reinigungsarbeiten an die Firma Vebego aus. Betroffen sind acht langjährige Mitarbeiterinnen, die meistens abends die Operationssäle reinigen.
Kurz vor Weihnachten erhielten die acht Frauen die Änderungskündigung. Damit einhergeht eine Lohnkürzung von 1 000 Franken, 600 Franken oder 500 Franken weniger pro Monat. Für dieselbe Arbeit am selben Ort mit denselben Vorgesetzten und Arbeitskolleginnen, wie das «Bieler Tagblatt» ausführlich berichtete. 

Auslagerung sei «branchenüblich»

Hirslandens Hauptargument für die Auslagerung ist, dass man dies in 15 der 17 Kliniken bereits umgesetzt hat und sich das bewährt, wie Direktorin Stefanie Ruckstuhl der Zeitung ausrichten lässt. Und die Auslagerung der Reinigung in einem Spital gehöre zum Standard und sei halt «branchenüblich».
Für die grösste Privatklinikgruppe der Schweiz steht klar die Rentabilität im Vordergrund; die Erwartungen des südafrikanischen Mutterkonzerns Mediclinic sind hoch. Aus wirtschaftlicher Sicht lassen sich solche Auslagerungen rechtfertigen. Ob die Klinik durch die Teilauslagerung der Reinigung aber überhaupt Geld spare, liess die Klinik-Direktion gegenüber dem «Bieler Tagblatt» aber offen.  

Fast die Hälfte der Belegschaft stellt sich hinter die Angestellten

Die Diskussion um die Lohnkürzung hat auch die Gewerkschaft auf den Plan gerufen. Das Angebot mit der Unia zusammen einen Sozialplan für die Betroffenen auszuarbeiten, lehnten die Zuständigen gemäss Zeitungsbericht aber dankend ab.
In der Zwischenzeit hat die Gewerkschaft Unterschriften für eine Petition gesammelt. Von den rund 500 Angestellten der Privatklinik Linde haben laut Zeitungsbericht bereits über 200 unterschrieben. Dazu kommen über 500 Unterschriften aus der Bevölkerung. Zudem hätten die betroffenen Frauen Geschenke erhalten: Blumensträusse, Schokolade – als Zeichen der Solidarität.

Angestellte fühlen sich im Stich gelassen

Die meisten der Betroffenen sind um die 60 Jahre alt, sie arbeiten seit 15, seit 20, manche sogar seit 30 Jahren in der Klinik. «Die Klinik Linde war für mich ein Zuhause, hier habe ich mein halbes Leben verbracht und viel geleistet. Nun werden wir einfach im Stich gelassen», sagt eine der Betroffenen dem Tagblatt. Die Frauen fühlen sich erniedrigt und sehen diese Lohnkürzung klar als Abwertung ihrer Arbeit.
Von der Umstrukturierung betroffen sind auch vier Angestellte der Wäscherei. Ihnen wurde ebenfalls der Vertrag auf Ende März gekündigt, jedoch ohne Anschlusslösung. Darunter eine 61 Jahre alte Mitarbeiterin, die bereits seit 20 Jahren bei der Bieler Privatklinik Linde arbeitet. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

image

Wie relevant ist das GZO-Spital? Das soll das Gericht klären.

Das Spital in Wetzikon zieht die Kantonsregierung vors Verwaltungsgericht – und will belegen, dass es unverzichtbar ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.