Hausärztemangel: «Das Einkommen ist nicht das Hauptkriterium»

Was der Dekan der bald grössten medizinischen Fakultät der Schweiz über die Ärzteeinkommen, die neuen Studiengang-Anbieter und den Hausärztemangel sagt.

, 17. November 2016 um 09:22
image
  • ärztemangel
  • hausärzte
  • universität bern
  • praxis
  • ausbildung
«Attraktive Arbeit ist wichtiger als der Lohn». Dies sagt Hans-Uwe Simon in einem Interview mit der «Berner Zeitung». Der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Bern spricht damit die Einkommensdifferenz zwischen Spezial- und Hausärzten an.
Das Einkommen sei aus seiner Sicht nicht das Hauptkriterium. «Entscheidender ist, wie attraktiv die Arbeit ist», so der aus Deutschland kommende Arzt der Uni Bern. 
Deshalb zählten ­besonders für die heutige Generation Kriterien wie Teamarbeit und Familientauglichkeit. Auch Teilzeitarbeit sei ein Thema. «Mit Gemeinschaftspraxen kann ein solcher Kontext geschaffen ­werden», so Simon weiter.

Der Ball liegt bei den Ausbildungsstätten

Als Medizinische Fakultät könne man nur auf die Attraktivität des Studiums und zum Teil auf die Weiter- und Fortbildung Einfluss nehmen. Die Uni Bern könne sich vorstellen, angehenden Hausärzten in der Beratung Weiter­bildungspakete anzubieten, also beispielsweise einen klar strukturierten Weg bis zum Abschluss als Hausarzt.
Zudem möchte die Universität Hausärzte künftig stärker in die angewandte Forschung involvieren und ihnen so eine Perspektive über den Berufsalltag hinaus aufzeigen, wie Simon erklärte. 

Wie sinnvoll sind neue Studiengänge?

Hans-Uwe Simon äusserte sich auch über die Bildungsoffensive des Bundes. Ob es sinnvoll sei, dass jetzt neue Universitäten einsteigen? «Sagen wir es so: Die fünf Universitäten, die bisher Ärzte ausbilden, würden auch mit höheren Zahlen zurechtkommen», sagte er.
Positiv sei, dass die Universität Freiburg neu ein vollständiges Medizinstudium mit einem Schwerpunkt Hausarztmedizin anbiete. 
In St. Gallen, Luzern und Lugano, wo die Universitäten nur ein Masterstudium planen, sichtet er allerdings keinen Beitrag für die Ausbildung von mehr Ärzten, da nicht mehr Bachelorstudierende ausgebildet werden.

Andere Lösungen

Der Dekan kann sich vorstellen, dass sich das Problem des Hausarztmangels in Zukunft anders löst: «Mit dem digitalen Fortschritt lässt sich wahrscheinlich ein Teil der Grundversorgung via Chat oder Telemedizin gewährleisten», so Simon weiter.
Zudem brauche es nicht für alles einen Arzt. Zentral werde darum die Befähigung von nicht-ärztlichem Personal, indem es zum Beispiel impfen könne.

Lesen Sie hier das ganze Interview.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Reka will Mitarbeitende zu Pflegehelfern ausbilden

Im Rahmen einer neuen Zusammenarbeit plant die Ferienanbieterin, Mitarbeitende mit Kursen zu Pflegehelfern zu befähigen.

image

Hier arbeiten Medizin- und Pflegestudierende zusammen

An der Höheren Fachschule Gesundheit und Soziales in Aarau bereiten sich ETH-Medizin- und HFGS-Pflegestudierende gemeinsam auf die komplexen Herausforderungen im Gesundheitswesen vor. Das geht so.

image

Bund prüft weitere Senkung der Labortarife

Nach der Senkung der Laborpreise arbeitet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiter an der Neutarifierung.

image

Gemeinde zweifelt an neuer Hausarztpraxis

Der finanzielle Anschub für eine neue Arztpraxis im Kanton Aargau gerät ins Stocken. Grund ist ein TV-Bericht im Schweizer Fernsehen.

image

Karriere als Praxis-Koordinatorin scheint beliebt zu sein

Seit der Einführung der Berufsprüfung zur medizinischen Praxis-Koordinatorin (MPK) haben bereits über 900 Personen die Weiterbildung absolviert.

image

Das sind die frisch diplomierten Gesundheitsmanager

Die Universität Bern überreicht 14 Männern und 5 Frauen das begehrte Diplom als Master of Health Administration (MHA) oder Master of Public Health (MPH).

Vom gleichen Autor

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.

image

Ärzte erhalten von Ärzten eine Sonderbehandlung

Ärzte als Patienten kriegen bestimmte Privilegien, die andere Patienten oder Patientinnen nicht erhalten würden. Dies sagt die grosse Mehrheit der in einer Studie befragten Ärzte.