Gutes Zeugnis für Schweizer Pflegeheime

Bewohner von Pflegeheimen sind mit der Lebens- und Pflegequalität insgesamt zufrieden. Sie wünschen sich aber mehr Selbstbestimmung und vertrauensvolle Kontakte zum Personal.

, 24. November 2015 um 13:24
image
  • pflege
  • arbeitswelt
Dies zeigt eine Studie der Berner Fachhochschule. Sie basiert auf einer repräsentativen Befragung von 1035 Bewohnerinnen und Bewohnern in 51 Heimen in der Deutschschweiz und der Romandie. Die Untersuchung wurde zwischen November 2013 und November 2014 durchgeführt und liefert erstmals Resultate aus Sicht von Bewohnenden. 

Würdevolles Leben im Heim

Sieben von zehn Bewohnern schätzen ihre allgemeine Lebensqualität im Heim als gut (62 Prozent) oder sehr gut (9 Prozent) ein. Besonders positiv heben die meisten die Punkte Privatsphäre und Würde hervor. Sie schätzen es, Rückzugsmöglichkeiten zu haben, um ungestört zu telefonieren oder mit Besuchern reden zu können. 
Eine grosse Mehrheit ist auch mit dem Pflegepersonal zufrieden und charakterisiert dieses als höflich und respektvoll. Neun von zehn Befragten fühlen sich zudem im Pflegeheim sicher und geborgen. Fast alle würden ihr Heim weiterempfehlen.

Mehr Autonomie...

Es gibt aber auch kritische Stimmen. Rund ein Drittel moniert, die Autonomie sei teilweise nicht sichergestellt. Zum Beispiel könne der Zeitpunkt des Aufstehens oft nicht selbst gewählt werden. Auch individuelle Hobbys, die Freude bereiten, kämen zu kurz.
«Die Selbstbestimmung scheint in den Pflegeheimen nicht durchwegs gegeben zu sein», schreiben die Studienautoren. Pflegeheime müssten sich daher vermehrt überlegen, «trotz Abhängigkeiten und institutionellen Rahmenbedingungen eine Kultur der Selbstbestimmung zu gewährleisten».

... und Kommunikation gefordert

Am schlechtesten bewerten die Betroffenen die personenzentrierte Pflege. Nur ein Drittel gab an, dass sich das Personal für ihre Lebensgeschichte interessiere. Alltägliche und vertrauensvolle Kontakte zum Personal seien nur teilweise vorhanden. Auch in Sachen Alltagsgestaltung und Kommunikation gebe es Steigerungspotenzial. «Ein aktiver Einbezug der Bewohnerinnen und Bewohner scheint hier wichtig zu sein», schreiben die Autoren der Studie.

  • Zur Studie «Gutes Zeugnis für Schweizer Pflegeheime»

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Mobiles Waschbecken: Game-Changer in der Pflege

Das mobile Waschbecken erlaubt bettlägerigen Personen mehr Selbstständigkeit bei der Körperpflege. Damit fördert es Selbstwertgefühl sowie Wohlbefinden und entlastet zudem das Pflegepersonal. Durch seine smarte Konstruktion erfüllt es höchste Hygienestandards.

image

Pflege: Zahl der offenen Stellen auf Rekordhoch

In diesem Sommer waren weniger Ärztestellen ausgeschrieben als zu Jahresbeginn – aber deutlich mehr Pflegepersonal wurde gesucht.

image

Zurzach Care: Freude als Schlüssel zum Erfolg

Andreas Sindlgruber ist Teamleiter der Pflege in der ZURZACH Care Rehaklinik Limmattal in Schlieren. Sein Weg dorthin war alles andere als gewöhnlich.

image

Pflegende Angehörige: Diese Regeln gelten für die Spitex-Betriebe

Die Association Spitex privée Suisse hat einen «Code of Conduct» erarbeitet. Er soll auch als Grundlage für gesetzliche Regelungen dienen.

image

Spital Muri sucht neues Mitglied der Spitalleitung

Pflege-Chefin Beatrice Zeindler wird das Regionalspital im kommenden Frühjahr verlassen.

image

Physiotherapeuten und Ärzte möchten am ehesten im Beruf bleiben

Derweil denken Pflegefachpersonen und Apotheker am häufigsten über einen Ausstieg nach.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.