Geld-zurück-Garantie bei Krebs-Medikamenten

Geld zurück, wenn die Therapie nicht anspricht: So funktioniert ein neues Modell in Italien. Andere Länder könnten bald mitziehen.

, 25. Januar 2016 um 10:00
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Das Thema wurde in den letzten Monaten zunehmend virulent, jetzt gibt es ein weiteres konkretes Beispiel: Pharmakonzerne müssen in Italien künftig Gelder zurückzahlen, wenn das Krebsmedikament nicht hilft. Dies berichtet die Nachrichtenagentur «Bloomberg».
Die italienische Arzneimittelbehörde habe bereits mehrere solche «Pay-for-Performance-Verträge» mit Pharmakonzernen abgeschlossen.

Ergebnisbasierte Preisgestaltung

Der Preis hängt in Italien also künftig davon ab, wie gut ein Patient auf die Behandlung anspricht. In Fällen, in denen das Medikament nicht hilft, gibt es eine volle Rückerstattung.
Rund 200 Millionen Euro fliessen nun für unwirksame Behandlungen im vergangenen Jahr an die italienische Regierung zurück – etwa 1 Prozent der gesamten Arzneimittelausgaben.

Die Italiener als Vorreiter

Das Beispiel Italien könnte Schule machen. Mehrere Staaten wie die USA oder Frankreich prüfen bereits solche Preisstrategien, um die Arzneimittelkosten zu dämpfen. 
Die Idee wird aber auch von wichtigen Vertretern von «Big Pharma» unterstützt – auch von Roche und Novartis. Denn hier könnten sich die Interessen der forschenden Industrie und jene der Kostenträger treffen. Wenn ein Mittel wirkt und insbesondere dazu beiträgt, dass die Patienten beispielsweise kürzere Spitalzeiten aufweisen, erhält die Pharmaherstellerin auch einen höheren Preis. Wirkt es weniger, so ist der Preis entsprechend niedriger.

Der Entresto-Versuch

Novartis startete in den USA bereits einen vielbeachteten Versuch – und zwar beim Herzinsuffizient-Mittel Entresto (LCZ 696), das im August die FDA-Zulassung erhielt. Das Medikament hat das Potential zum milliardenschweren «Blockbuster», andererseits steht es im Konkurrenzkampf mit viel billigeren Medikamenten (die allerdings offenbar deutlich weniger effizient sind).
Deshalb offerierte Novartis den Anbietern, dass sie Entresto zu einem günstigen Preis bekommen – jedoch einen «Nachschlag» bezahlen, wenn sich herausstellen sollte, dass das Novartis-Mittel den Bedarf an teuren Spitalaufenthalten senkt.
Allerdings zögern die amerikanischen Krankenkassen bislang: Das Problem scheint, dass solch ein System letztlich die Abrechnung und Planung auch wieder verkompliziert.
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