Freiburger Spitalpersonal droht mit Streik

Der Kanton Freiburg erhöht den Lohn für Intensiv- und Notfallpflege-Spezialisten, nicht aber für Fachpflegekräfte in der Anästhesie. Diese fühlen sich gedemütigt.

, 15. Juli 2022 um 05:45
image
  • spital
  • freiburger spital
  • lohn
  • anästhesie
  • pflege
Im Kanton Freiburg erhalten Pflegespezialisten der Intensivpflege und der Notfallpflege nach einer Neubewertung ab 1. September jährlich rund 4'400 Franken mehr Lohn – maximal knapp 125'000 Franken Jahresgehalt. Ebenfalls eine Erhöhung hätten sich die Experten der Anästhesiepflege gewünscht. Doch diese gingen leer aus, weil die bisherige Einreihung beibehalten wird.  
Die Anästhesie-Fachkräfte des Freiburger Spitals (HFR) fühlen sich gedemütigt ob der differenzierten Gehaltseinstufung. Sie kritisieren den Entscheid als «unfair» und fordern ebenso die Gehaltsklasse 20. Die Anästhesie-Pflegenden halten unter anderem ihr Ausbildungsniveau, ihre Fähigkeiten und Grad der Verantwortung für identisch mit ihren Kollegen auf der Intensivstation und im Notfall.
Die Anästhesie-Spezialisten erinnern daran, dass ohne ihr Engagement die Intensivpflege während der Covid-19-Pandemie nicht funktioniert hätte. Zudem hätten sie die Fähigkeiten, ihre Kollegen in der Intensiv- und Notfallpflege zu ersetzen. Umgekehrt bestehe diese Möglichkeit hingegen nicht. 

Spital unterstützt Personal

In einem an die Freiburger Regierung gerichteten Schreiben drohen die rund 60 Betroffenen des Freiburger Spitals nun mit Streik, falls keine Lösung gefunden wird. Dieser soll am Donnerstag, 1. September 2022 stattfinden. Unterstützung erhalten sie vom Verband des Personals öffentlicher Dienste VPOD. Eine Schlichtungssitzung ist nun für Ende August angesetzt.

Die Schweizerische Interessengemeinschaft für Anästhesiepflege zeigt sich in einer Mitteilung «sehr bestürzt» über den Entscheid und befürchtet Auswirkungen auf die Qualität und eine Verschärfung des Fachkräftemangels. 

Auch die Geschäftsleitung und das medizinische Personal des Spitals unterstützen die Anästhesie-Experten. «Wir verstehen nicht, warum die Anästhesiepflege nicht gleich behandelt wird», sagt HFR-Sprecherin Catherine Favre der französischsprachigen Tageszeitung «La Liberté». Diese Unterscheidung erscheine nicht logisch. Das Spital warte auf den Bericht, der diesen Entscheid rechtfertige.

Kanton verweist auf die Logik des Einstufungsmodells

Auf die Frage nach der Unterscheidung zwischen Fachgebieten sagt die Regierung, dass es darum gehe, die für die Funktionsbewertung eingesetzte Methode konsequent anzuwenden und die Logik dieses Systems der Bewertung und Einstufung zu respektieren. Denn ansonsten könnten auch andere Berufe eine Aufwertung beanspruchen, heisst es. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.