Die Diskussion im Zusammenhang mit der neuen St. Galler Spitalstrategie geht weiter. Für Andreas Walser, bis 2012 Chefarzt am Spital Flawil, sind Spitalschliessungen aus Spargründen aber ein sehr zweischneidiges Schwert. Vordergründig reduziere man damit Betriebskosten und Defizite.
«Vielleicht verspricht man sich auch einen rationelleren Behandlungsablauf in grösseren Einheiten», schreibt er in der «Appenzeller Zeitung». Doch die Patienten seien damit nicht weg; sie nehmen ihm zufolge einfach einen anderen Weg, müssen sich in meist grösseren Spitälern behandeln lassen. Dort seien die Behandlungen aber teurer.
Spitalfinanzierung überdenken
Es sei nicht abzustreiten, dass im Kanton St.Gallen tendenziell zu viele Spitalbetten vorhanden seien, schreibt der frühere Chef der Inneren Medizin weiter. «Wenn nun aber mit dem vorgeschlagenen Kahlschlag plötzlich über 300 Spitalbetten wegfielen, käme es zu einem Notstand, wie wir ihn aus anderen Ländern, z.B. England, kennen: Wartezeiten für ganz gewöhnliche Eingriffe, insgesamt eine deutliche Verschlechterung der Gesundheitsversorgung, wie sie unsere Bevölkerung bisher nicht kannte und auch nicht akzeptieren würde.»
Andreas Walser kritisiert nicht nur, sondern er präsentiert im Beitrag auch gleich Lösungsansätze: In erster Linie sollte die Spitalfinanzierung überdacht werden, wie er schreibt. Die Übertragung der Immobilien an die Spitäler beschere Probleme wie Defizite und Notkredite und werde das künftig immer mehr tun.
Kantonsspital bleibt nicht verschont
Auch das Kantonsspital wird laut Walser nach den grossen Investitionen nicht verschont bleiben. «Eine massvolle Reduktion der Bettenzahl wäre zu befürworten.» Diese sollte allerdings dort passieren, wo die grössten baulichen Investitionen anstehen und wo mit interkantonalen Absprachen trotzdem eine gute Gesundheitsversorgung aufrecht erhalten werden könnte.
Andreas Walsers Fazit: Der Verwaltungsrat der St. Galler Spitäler ist auf die präsentierte Planungslösung 4+5 eingeschossen. Und es ist ihm zufolge fraglich, ob es dem Gremium gelingt, andere kreative Lösungen zu finden. Vielleicht müsste er neu gewählt werden, fragt sich der ehemalige Chefarzt abschliessend.