E-Bike-Fahrer verunfallen oft schwerer als Velofahrer

E-Bike-Fahrer sind zunehmend in Verkehrsunfälle verwickelt. In einer Studie wurden das Verletzungsmuster und der Schweregrad der Verletzungen untersucht.

, 12. August 2021 um 10:12
image
Bereits ab etwa 1895 verkehrten Elektrofahrräder auf den Strassen Europas und Amerikas – heute prägen diese auch hierzulande immer mehr das Strassenbild. Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz rund 171’133 E-Bikes verkauft. Somit betrug der Anteil der E-Bikes am Absatz von Fahrrädern rund 34 Prozent. Der Anteil hat sich seit 2010 bis 2019 verdreifacht, wie Daten eines Online-Portals für Statistik zeigen. 
Gemäss Unfallstatistiken sind E-Bike-Fahrer zunehmend in Verkehrsunfälle verwickelt. Ähnelt das Verletzungsmuster eher jenem der Velofahrer oder eher jenem von Motorradfahrern? Dieser Frage sind Unfallchirurgen und Traumatologen des Unispitals Zürich (USZ) nachgegangen. In einer retrospektiven Studie haben sie die Daten von 1796 Patientinnen und Patienten, die zwischen 2009 und 2018 am USZ stationär behandelt wurden, ausgewertet.

Verunfallte E-Bike-Fahrer deutlich älter als Velofahrer

Die Ergebnisse zeigten: Verletzungsmuster von Unfallopfern mit E-Bikes sind ähnlich wie bei Velofahrern. Die verunfallten E-Bike-Fahrer waren mit einem Durchschnittsalter von 56 Jahren jedoch deutlich älter als die Velofahrer (42.1 Jahre) und die Motorradfahrer (40.8 Jahre). 
Der Unterschied im Verletzungsmuster bei Motorradunfällen könnte auf die höheren Geschwindigkeiten zum Unfallzeitpunkt, die unterschiedliche Schutzkleidung und die Fahrzeugarchitektur zurückzuführen sein, schreiben die Studienautoren.

Trotz Helm: Öfter Anzeichen eines Schädel-Hirn-Traumas

Obschon die E-Bike-Fahrer mit 73 Prozent fast doppelt so oft einen Helm trugen wie die Velofahrer (38 Prozent), wiesen sie öfter Anzeichen eines mittelschweren Schädel-Hirn-Traumas auf. E-Bikes-Fahrer erlitten zudem doppelt so häufig Verletzungen des Beckens wie Velofahrer. Letztere wiesen dafür häufiger Verletzungen der oberen Extremitäten auf.   
Ältere und ungeübte Menschen, die eine langsamere Reaktionszeit und weniger Kontrolle über das E-Bike haben, könnten von einem Kopfschutz oder von praktischen Kursen ähnlich wie bei Motorradfahrern profitieren, so die Studienautoren. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Universitätsmedizin bleibt Männersache – trotz Lippenbekenntnissen

In der Westschweiz liegt der Frauenanteil in Top-Arztpositionen höher als in der Deutschschweiz. Eine neue Auswertung der Universitätsspitäler zeigt regionale Unterschiede – und ein nach wie vor tiefes Gesamtniveau bei den Spitzenpositionen.

image

Studie: Immuntherapie steigert Überlebenschancen bei Lungenkrebs

Eine Studie des Kantonsspitals Baden und des Unispitals Basel zeigt: Wenn Patienten mit Lungenkrebs schon vor der Operation eine Immuntherapie erhalten, überleben deutlich mehr von ihnen die ersten fünf Jahre.

image

Auf dem richtigen Weg

Der Markt für Krankenhaus-Informationssysteme (KIS) befindet sich in einer Phase tiefgreifender Transformation. Die aktuellen Trends und Herausforderungen der Branche sowie die Erwartungen der Kliniken beleuchtet Dirk Müller, Director Product Management CIS4U bei Dedalus HealthCare.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

Spezalisierte Reha: Bedarf soll deutlich steigen

Die Studie prognostiziert, dass die Nachfrage in den nächsten 25 Jahren um gut 40 Prozent wachsen wird – zumal in der geriatrischen, muskuloskelettalen und internistisch-onkologischen Rehabilitation.

Vom gleichen Autor

image

«Ich brauchte nach der Pause mindestens drei Jahre»

Daniela Fürer arbeitete rund eineinhalb Jahre als Intensivpflegefachfrau, dann wurde sie Mutter und machte eine lange Pause – bis zum Wiedereinstieg.

image

Quereinstieg Pflege: Hunger auf beruflichen Neubeginn

Der Rucksack von Annette Gallmann und Peter Kienzle ist gefüllt mit allerhand Arbeits- und Lebenserfahrung. Die 47-jährige Gastronomin und der 52-jährige Art Director machen die Ausbildung HF Pflege.

image

Hat das Stethoskop auf Arztfotos seine Berechtigung?

Ärztinnen und Ärzte werden fast immer mit einem Stethoskop um den Hals abgelichtet. Braucht’s das? Und: Ist das medizinische Diagnoseinstrument überhaupt noch zeitgemäss?