Eine Trinkmenge von über drei Litern pro Tag mit entsprechend vermehrter Urinausscheidung gilt als zu viel. Literweise Trinken kann eine medizinisch unbedenkliche Gewohnheit darstellen, aber auch auf eine seltene Hormonstörung hinweisen.
Bei dieser Krankheit (Diabetes insipidus) fehlt in der Hirnanhangdrüse das Hormon Vasopressin, welches in unserem Körper den Wasser- und Salzgehalt steuert. Betroffene Personen können den Urin nicht konzentrieren und verlieren deshalb grosse Mengen an Flüssigkeit.
Arginin statt Salzinfusion
Um eine richtige und zuverlässige Diagnose zu stellen, haben Forschende der Universität und des Universitätsspitals Basel (USB) nun ein neues Verfahren entwickelt. Denn eine falsche Behandlung kann lebensbedrohliche Folgen haben, da eine unangebrachte Therapie mit Vasopressin zu einer Wasservergiftung führen kann.
Bettina Winzeler, Nicole Cesana-Nigro, Julie Refardt, Deborah R. Vogt, Cornelia Imber, Benedict Morin, Milica Popovic, Michelle Steinmetz, Clara O. Sailer, Gabor Szinnai, Irina Chifu, Martin Fassnacht, and Mirjam Christ-Crain. «Arginine-stimulated copeptin measurements in the differential diagnosis of diabetes insipidus: a prospective diagnostic study», in «The Lancet» Anstatt einer herkömmlichen Salzinfusion werde eine Infusion mit dem Eiweissbestandteil Arginin verabreicht. Diese stimuliere ebenfalls das Hormon Vasopressin, schreiben die Forscher im Fachmagazin «The Lancet». Bereits 60 Minuten nach Arginininfusion könne der Anstieg von Vasopressin im Blut erfasst werden. Hierzu werde der Biomarker Copeptin, welcher die Konzentration von Vasopressin wiederspiegelt, mit einem einfachen Bluttest gemessen.
Treffsicher und bessere Verträglichkeit
Die neue Methode hat eine hohe diagnostische Treffsicherheit: Über 90 Prozent aller Studienteilnehmer konnten richtig diagnostiziert und entsprechend rasch behandelt werden. Die Vorteile des Arginin Tests seien die einfache Durchführung und die viel bessere Verträglichkeit: während bei der herkömmlichen Salzinfusion mehr als 70 Prozent aller Patienten über Kopfschmerzen, Schwindel und Unwohlsein klagten, traten diese Nebenwirkungen mit dem neuen Test nur in Einzelfällen auf. Der Arginin Test stehe für die klinische Praxis ab sofort zur Verfügung,
schreibt das Unispital in einer Mitteilung. Viele Jahrzehnte lang erfolgte die Unterscheidung von Formen des Vieltrinkens auch mittels eines «Durstversuchs». Bei diesem Test durften untersuchte Personen während 16 Stunden keine Flüssigkeit zu sich nehmen und die Urin-Konzentrationsfähigkeit und Urinmenge wurde beobachtet. Dieser Test führte nur in zwei Drittel der Fälle zu einer klaren und richtigen Diagnose. Zudem war die 16-stündige Durstphase äusserst belastend.