Krankenkassen sollen Dolmetscher im Spital bezahlen

Dies findet das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Der Krankenkassenverband Santésuisse ist damit aber nicht einverstanden.

, 14. Mai 2019 um 07:26
image
  • santésuisse
  • bundesamt für gesundheit
  • dolmetscher
  • spital
Schätzungsweise 200'000 Menschen sind im Spital auf professionelle Dolmetscher angewiesen. Kliniken geben für die Dolmetscher-Dienstleistungen jährlich schnell einmal 200'000 Franken aus – Tendenz steigend. Für das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist klar, wer diese Kosten zu tragen hat: Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP).
Das BAG ist der Ansicht: Professionelles Dolmetschen könne als Teil der medizinischen Leistung betrachtet werden. Und zwar dann, wenn die Übersetzung für eine medizinische Untersuchung sowie den therapeutischen Erfolg unabdingbar sei. Das Amt hat hier ein entsprechendes Informationsblatt veröffentlicht.

Unterschiedliche Handhabung

Im stationären Bereich der Spitäler sollen die Übersetzungsdienste also in die Berechnung der Fallpauschalen einfliessen. Im ambulanten Bereich gelten andere Regelungen. Dort sieht die geltende Tarifstruktur keine entsprechende Tarifposition vor.
Die Spitäler gehen unterschiedlich mit den Kosten um; meist tragen sie diese selbst, teilweise beteiligen sich die Kantone. Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK) fordert schon lange die einheitliche Regelung: Abrechnung via Krankenkasse.

«Prämienzahler schützen»

Santésuisse-Sprecher Matthias Müller ist nicht einverstanden damit, dass die Übersetzungs-Dienstleitungen als Teil der medizinischen Leistung angesehen werden: «Da müssen wir die Prämienzahler schützen und darauf achten, dass der Leistungskatalog nicht beliebig um nicht-medizinische Leistungen erweitert wird», sagt er gegenüber SRF.
Für das BAG ist es an den Tarifpartnern, diese Empfehlung umzusetzen. Doch Müller kritisiert, dass es eine gesetzliche Grundlage oder eine Verordnung brauche, «damit es sich um einen bewussten Entscheid handelt und nicht um eine reine Empfehlung.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.