Steht ein Privatspital zum Verkauf, so sind Hirslanden und Swiss Medical Network meist in den Startlöchern und überbieten sich bisweilen. So war es zum Beispiel 2017 bei der Klinik Linde in Biel, als dann schliesslich die südafrikanisch dominierte Hirslanden-Gruppe das Rennen machte.
Auch die Clinica Santa Chiara in Locarno stand zum Verkauf. Doch der Zuschlag ging an keine der beiden grossen Spitalketten der Schweiz. Das Rennen machte die Clinica Luganese Moncucco, wie deren Direktor Christian Camponovo am Samstag in einem knappen Communiqué mitteilt.
Auch das Kantonsspital zeigte Interesse
Laut Tessiner Medien bekundeten neben Swiss Medical Network, der Luganeser Klinik Moncucco auch das Ente Ospedaliero Cantonale (EOC), das Tessiner Kantonsspital, Interesse an der Clinica Santa Chiara. Glaubt man Gerüchten, soll auch Hirslanden die Fühler in die Südschweiz ausgestreckt haben, womit die Gruppe Neuland betreten hätte.
Die Clinica Santa Chiara mit ihren 100 Betten schreibt seit Jahren Defizite und ist nun wegen Corona zusätzlich unter Druck geraten. Anfang Mai wurde EOC-Direktor Clauco Martinetti in Tessiner Medien mit den Worten zitiert: «Wir sind überzeugt, dass wir dank Synergien die Klinik in schwarze Zahlen führen können».
Das Geld gab nicht den Ausschlag
Martinetti wird diesen Beweis nicht erbringen können. Das wird nun Mauro dell’Ambrogio tun müssen, VR-Präsident der Clinica Moncucco. Der frühere Staatssekretär und promovierte Jurist der Uni Zürich erklärt gegenüber Radiotelevisione Svizzera, es sei nicht das Geld gewesen, das die Waage auf die Seite von Moncucco kippte. Ein Vorteil von Moncucco sei die Tatsache, dass sie im Besitz von gmeinnützigen Stiftungen sei. «Es gibt keinen Investor, der nur Gewinne anstrebt».
Wichtig sei auch, dass das Entscheidungszentrum im Tessin bleibe. Schliesslich gehe es darum, die einzige akutsomatische Privatklinik im Sopraceneri zu retten.
Corona machte Moncucco berühmt
Die Clinica Luganese Moncucco ist wegen dem Corona-Virus schweizweit bekannt geworden. Es behandelte den ersten in der Schweiz bekannten Corona-Patienten, der nach einem Aufenthalt in Mailand Symptome zeigte. Nur um dann ab Mitte März mit ihren 45 Beatmungsgeräten ausschliesslich Corona-Patienten aufzunehmen.
«Die Klinik Moncucco ist ein charakterloser Bau, doch ihre Geschichte reicht mehr als 100 Jahre zurück», schrieb damals die NZZ. Jetzt verwandle sie der Infektiologe Christian Garzoni so schnell, wie es nur irgendwie gehe, in ein Covid-19-Spital. Erst Mitte April 2020 stellte Moncucco schrittweise auf Normalbetrieb um.