«Die Zürcher Privatklinik steigt aus einem laufenden Tarifvertrag aus, und das Nachsehen haben Patienten und Patientinnen.» Das erzählte die Konsumentensendung «Espresso» Mitte Juni. Der Titel lautete: «Klinik Bethanien vergrault Concordia-Versicherte.»
Das Problem ist bekannt: Bei Spitalzusatzversicherungen privat und halbprivat gibt’s zwischen Spitälern und Ärzten auf der einen und den Krankenzusatzversicherern auf der anderen Seite immer wieder Streit, der in einen vertragslosen Zustand mündet.
Das Bethanien kündigte den Vertrag
Die Medienverantwortliche der Klinik Bethanien erklärte Mitte Juni gegenüber dem Konsumentenmagazin: «Den mehrjährigen Vertrag mit Concordia haben wir gekündigt, da seitens Versicherer für 2021 vorgesehen war, Abrechnungen inklusive Belegarzthonorare abzugelten.» Spital- und Arztleistungen dürften nur noch in einer Rechnung aufgelistet werden. Diesem Anspruch habe die Privatklinik Bethanien nicht gerecht werden können.
Hat sich seither etwas getan? «Die Privatklinik Bethanien hat sich auch nach der Sendung Espresso nicht bei uns gemeldet», bestätigt Astrid Brändlin, die Leiterin Unternehmenskommunikation bei der Concordia. «Wir haben unsererseits aufgehört mit unseren ergebnislosen Kontaktversuchen.»
Personell im Umbruch
Das Swiss Medical Network, das die Klinik betreibe, sei aktuell personell im Umbruch. «Darum nehmen wir an, dass vielleicht im Herbst ein Kontakt zustande kommen wird», so Brändlin.
Sicher im Umbruch ist bei Swiss Medical Network die Kommunikation. Sandra Neeracher Lauper hat bei der westschweizer Privatklinikgruppe eben erst als Kommunikationschefin angefangen. Sie bestätigt auf Anfrage den vertragslosen Zustand mit der Concordia und sagt: «Über laufende Verhandlungen kann ich Ihnen leider keine Auskunft geben.»
Laut SMN wird verhandelt; laut Concordia besteht seit dem Espressobeitrag Funkstille. Was jetzt?
«Bethanien ist nicht teurer als andere»
Sandra Neeracher Lauper legt Wert auf die Feststellung, dass die Klinik Bethanien keine höheren Tarife als vergleichbare Kliniken verlange. «Der grosse Unterschied besteht darin, dass es sich bei der Klinik Bethanien um eine Vertragsklinik handelt.»
Bekanntlich müssen Zusatzversicherte bei Vertragsspitälern für die vollen Kosten aufkommen, derweil bei Listenspitälern ein Teil der Kosten durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet wird.
Kein Sockelbeitrag
Sandra Neeracher Lauper sagt es so: «Für eine Versicherung ist eine Behandlung in einem Vertragsspital also teurer, jedoch nicht, weil dort die Preise höher sind, sondern weil der Sockelbeitrag wegfällt.» Krankenversicherer wie Concordia hätten also ein Interesse, Listenspitäler zu bevorzugen.
Laut der neuen Kommunikationschefin beim Swiss Medical Network steht das im Widerspruch zum Sinn und Zweck einer Privatversicherung, die auf der freien Arzt- und Spitalwahl beruht und sämtliche Privatspitäler, also Vertrags- und Listenspitäler, umfassen sollte.
Vertragsspitäler im Nachteil
«Das Vorgehen von Concordia benachteiligt Vertragsspitäler und ist auch gegenüber den versicherten Patienten unfair, denn diese werden nicht proaktiv über diese Einschränkungen informiert», erklärt Sandra Neeracher Lauper.
Weiter erklärte die Kommunikationsfachfrau, die Klinik Bethanien sei sehr wohl in der Lage, die Arzthonorare systemtechnisch zu integrieren. Voraussetzung dafür sei aber ein fairer Vertrag und eine partnerschaftliche, transparente Zusammenarbeit mit dem Versicherer, die auch die Anliegen der Kliniken und Belegärzte mitberücksichtige.
So oder so: Für Concordia dürfte der vertragslose Zustand kein wirkliches Problem sein, wie Astrid Brändlin durchblicken lässt. «Zürich verfügt über eine hohe Dichte an Kliniken. Unseren Kundinnen und Kunden stehen alle anderen Kliniken zur Verfügung, insbesondere auch diejenigen der Hirslanden-Gruppe.»