Dänischer Ambulanz-Konzern baut in der Schweiz aus

Die Falck-Gruppe steigt auch bei der MoPi.ch ein; die Firma hat sich auf Patienten-Verlegungen spezialisiert. Dabei bestätigt der Konzern aus Kopenhagen, dass er im Schweizer Ambulanz-Markt grosse Chancen wittert – und weitere Übernahmen plant.

, 21. Oktober 2015 um 10:00
image
  • notfall
  • pflege
  • falck
  • ärzte
  • rettungsdienst
Ein Rettungs-Riese kommt in die Schweiz: Zu Monatsbeginn wurde bereits bekannt, dass die Falck-Gruppe die Mehrheit am Rettungsdienst Käch in Dornach übernommen hat. Eine Minderheitsbeteiligung verblieb bei der Besitzerfamilie, der auch künftig die Geschäftsführung obliegen soll. Das Ambulanzunternehmen – inzwischen umbenannt in Käch Falck AG – ist im Kanton Solothurn und in Baselland aktiv, beschäftigt rund 30 Mitarbeiter und ist laut eigener Einschätzung der grösste private Rettungsdienst in der Schweiz.

MoPi: Spezialisiert und preisgünstig

Jetzt folgt noch mehr: Nach dem gleichen Muster übernimmt die Falck Group aus Kopenhagen die MoPi.ch. Dieses Unternehmen, angesiedelt in Uetendorf, ist ähnlich gross wie Käch: Es beschäftigt gut 30 Mitarbeiter und verfügt über acht Fahrzeuge. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: MoPi.ch versteht sich nicht als Rettungsdienst, sondern hat sich auf den Verlegungs-Transport von Patienten spezialisiert.
Damit kann das Unternehmen günstigere Preise anbieten – sie sollen ein Drittel bis die Hälfte tiefer sein als bei Transporten durch einen Ambulanzdienst. Was dem vor knapp zwei Jahren gegründeten Unternehmen bislang ein hohes Wachstums-Tempo erlaubt hat.
Das Modell führte jüngst sogar zu einer parlamentarischen Interpellation im Heimatkanton: Wie die «Berner Zeitung» Anfang September meldete, verlangte Grossrat Samuel Krähenbühl (SVP) darin von der Kantonsregierung, dass die öffentlichen Leistungserbringer ihre nicht-notfallmässigen Verlegungstransporte konsequent von privaten Firmen wie MoPi.ch erbringen lassen.

Noch ist das Schweizer Rettungswesen sehr zerstückelt

Gut möglich, dass sich die hier angedeutete Wettbewerbslage bald zuspitzen wird. «Unser Entscheid, in den Schweizer Markt einzutreten, steht in einer langfristigen Perspektive», sagt Falck-Sprecher Peter Kjærsgaard in Kopenhagen. Die dänische Gruppe geht bei ihrem Einstieg in Uetendorf gleich vor wie bei Käch in Dornach: Sie übernimmt die Mehrheit des Unternehmens, überlässt das Management aber dem bisherigen Team. 
Eigene Marktanalysen hätten gezeigt, so Kjærsgaard, dass sich der Schweizer Ambulanz-Markt in den nächsten Jahren signifikant verändern dürfte – und dass ambulante Dienstleistungen dabei insgesamt wachsen werden. Die Schweizer Blaulicht-Dienste seien andererseits sehr fragmentiert, «so dass wir eine gute Chance sehen, die Angebote für unsere Kunden zu optimieren.»
Noch gebe es auch keine öffentlichen Ausschreibungen für solche Dienstleistungen – aber die Politik habe bereits ein Interesse daran signalisiert. Was, wie die erwähnte Interpellation von Samuel Krähenbühl zeigt, zweifellos korrekt ist.

Die grösste Ambulanzflotte der Welt

Mit Falck tritt nun ein bemerkenswerter Player in den Markt ein. In einem Geschäft, das im Grunde sehr lokal und persönlich ist, haben sich die Dänen als eine Art globaler Rettungskonzern etabliert. Falck A/S (Wikipedia-Eintrag) ist in 45 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv, der Umsatz erreichte letztes Jahr 1,9 Milliarden Euro. Der Konzern bietet Hilfe in verschiedensten Situationen an: Rettung von Verletzten, Brandbekämpfung, Pannendienst, Werttransport, aber auch Spitex-Dienste. Mit 2'300 Rettungsfahrzeugen verfügt das Unternehmen über die grösste Ambulanzflotte der Welt.
Und mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich diese Flotte auch hierzulande noch ausbreiten. «Wir sind die Partnerschaften mit Käch und MoPi mit der Absicht eingegangen, in der Schweiz weiter zu expandieren», sagt Falck-Vertreter Kjærsgaard. «Kurzfristig arbeiten wir daran, das bestehende Geschäft zu etablieren und es als Basis für organisches Wachstum zu nutzen, sehr wahrscheinlich ergänzt durch weitere Übernahmen.» Darüber hinaus arbeite Falck auch an neuen Dienstleistungs-Produkten.

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Die Hausärzte im Kanton Bern rebellieren

Eine Gruppe von Ärztinnen und Ärzten aus dem Emmental und Oberaargau lehnt sich gegen den Ärztemangel auf.

image

Auch für Pflege zuhause gelten Ruhezeiten

Keine Chance für einen SVP-Vorstoss, das Arbeitsgesetz für Betreuung und Pflege zuhause aufzulockern: Der Bundesrat blieb hart.

image

Drama in Berlin: Senioren werden aus Pflegeheim geschmissen

Ein Berliner Pflegeheim wird in eine Unterkunft für Flüchtlinge umgewandelt. Einige Bewohner hingen bei der Räumung an ihren Atemgeräten und weinten.

image

Kanton unterstützt Arztpraxis mit knapp 1,5 Millionen Franken

Um die Attraktivität des Hausarztberufs zu verbessern, spricht der Kanton Aargau Geld für eine Hausarztpraxis im Spital Muri.

image

EIZO-Lösung für ein Elektrophysiologie-Labor der nächsten Generation

Das neue hochmoderne Elektrophysiologie-Labor ist zu einer Ikone des Imelda- Krankenhauses in Bonheiden geworden. Das EP-Labor besteht aus drei Elementen: einem Operationsbereich, einem Kontrollraum und einem Serverbereich. Welche Anforderungen hatte das Krankenhaus? Lesen Sie hier die ganze Story.

image

Lässt sich der Blutzuckerspiegel bald mit einer Smartwach messen?

Schweizer Forschende haben eine Methode entwickelt, bei der sich mittels maschinellen Lernens und Smartwatch-Daten Unterzuckerungen erkennen lassen.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.