Cadisc-L: Orthopäde Thomas Steffen bricht sein Schweigen

Im Fall der fehlerhaften künstlichen Bandscheiben äusserten sich die beiden involvierten Schweizer Mediziner bisher kaum bis gar nicht. Thomas Steffen hat nun aber erstmals öffentlich Stellung genommen.

, 29. November 2018 um 10:00
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Die Enthüllungen im Zusammenhang mit den «Implant Files» sorgen weiterhin für Schlagzeilen. Auch zwei Schweizer Ärzte waren im Fall der unausgereiften künstlichen Bandscheibe namens Cadisc-L involviert. Medinside berichtete darüber. Während den Recherchen haben die beiden Ärzte das Gespräch gegenüber den Medien bislang aber verweigert.
In der Sendung «10vor10» des Fernsehen SRF nahm Thomas Steffen nun aber erstmals Stellung zu den Vorkommnissen. Der Professor für Chirurgie an der McGill-Universität von Montreal erklärte, die Patienten hätten erst nach zwei Jahren Beschwerden gezeigt. 
Der Orthopäde gab zudem zu, dass es bei der Firma Ranier einen gewissen Druck von Investoren gegeben habe. «Ich glaube schon, dass man dort bei der Firma Ranier, damals, nicht Sachen hätte besser machen können, aber etwas langsamer, sich etwas mehr Zeit hätte lassen sollen, bis man auf den Markt gegangen ist.» Inzwischen ist die britische Firma Konkurs. 

Uni Bern hält Äusserungen für angezeigt

Obwohl nicht alles perfekt war, würde Steffen es aber noch einmal genau gleich handhaben: Es sei richtig gewesen, den medizinischen Fortschritt anzustreben. «Man muss etwas wagen, wenn man etwas gewinnen will in dieser Situation.» Dies müsse aber in ethisch-korrekter Weise geschehen. «Das haben wir gemacht.» 
Die Wissenschaftler hätten die zuständigen Behörden ausserdem gewarnt, als sich die negativen Auswirkungen abzeichneten, sagte der Professor weiter.
Thomas Steffen hatte gemeinsam mit Max Aebi die künstliche Bandscheibe Cadisc-L mitentwickelt. Der bekannte Orthopäde Aebi schweigt allerdings noch immer. Das alarmiert selbst seine Universität: «Wir halten es für sehr angezeigt, dass sich Professor Aebi zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen äussern sollte», hält die Uni Bern fest.

Salem Spital startet Abklärungen

Der Wirbelsäulenspezialist setzte die künstlichen Bandscheiben zwischen 2010 und 2014 selbst mehrmals bei Patienten in der Berner Hirslanden-Klinik Salem ein. Gegenüber SRF bestätigt Salem-Direktor Norbert Schnitzler, dass insgesamt sieben Fälle dokumentiert sind. Bislang erhielten sie keine negativen Rückmeldungen der Betroffenen. Es könne aber sein, dass diese den behandelnden Arzt aufsuchten. Man werde nun vertiefte Abklärungen treffen, so Schnitzler.

Hier gelangen Sie direkt zum ganzen Beitrag auf SRF. 

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