Überarztung: Mediziner muss Rekordsumme rückvergüten

Ein Berner Arzt muss mehreren Krankenversicherern einen siebenstelligen Frankenbetrag zurückzahlen. Es ist die bisher höchste bekannte Summe.

, 18. Dezember 2017 um 08:33
image
  • überarztung
  • praxis
  • kanton bern
  • versicherer
Wegen Überarztung muss ein Mediziner aus dem Kanton Bern insgesamt über 2,8 Millionen Franken zurückzahlen. Das Schiedsgericht in Sozialversicherungsstreitigkeiten des Kantons Bern hat Klagen zu den Jahren 2013, 2014 und 2015 von je rund 30 Krankenkassen gutgeheissen.
Der Arzt hatte beantragt, sämtliche Forderungen abzuweisen. Er verwies unter anderem darauf, dass viele seiner Patienten an mehreren Krankheiten litten – und deshalb ein höherer Behandlungsaufwand nötig sei. Auch das Argument, dass seine Patienten ein hohes Durchschnittsalter hätten, liess das Gericht nicht gelten.

Neue Rekordsumme 

Die zu erstattende Summe entspricht übers Ganze in etwa dem Betrag, den die vom Verband Santésuisse vertretenen Versicherer zurückverlangt hatten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; es kann ans Bundesgericht weitergezogen werden.
Die 2,8 Millionen Franken, die der Berner Arzt zurückzahlen soll, wäre eine Rekordsumme. Der höchste Betrag wurde 2006 bei einem Zürcher Arzt festgemacht, der 2,4 Millionen Franken zurückerstatten musste. Das zuständige Schiedesgericht befand damals, ein «ähnlicher krasser Fall von Überarztung» sei weder im Archiv der Zürcher Ärztegesellschaft noch in der Rechtsprechung zu finden.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Physiotherapeuten vereint gegen «unausgegorene» Tarife

Die Physiotherapeuten fürchten, dass der Bundesrat mit tiefen Behandlungs-Tarifen zeigen wolle, dass er im Gesundheitswesen sparen könne.

image

Bundesrat will schnelleren Wechsel ermöglichen

Versicherte sollen trotz höherer Franchise ihr Versicherungsmodell auch unter dem Jahr wechseln dürfen.

image

Stellenabbau bei Sympany

Der Basler Krankenversicherer Sympany muss sparen und streicht deshalb 74 Stellen.

image

Deutsche Ärzte sind unzufrieden mit ihrer Praxissoftware

Schlechte Unterstützung, viele Abstürze und hohe Kosten: Das sind die Gründe, weshalb Ärzte in Deutschland ihre Software schlecht finden.

image

Medbase übernimmt Plattform Impuls

Die Migros-Gesundheitssite Impuls soll stärker zur Serviceplattform werden und sich an Unternehmens-Kunden richten.

image

City Notfall hat 1,4 Millionen Franken zu viel abgerechnet

Der City Notfall Bern muss 25 Krankenkassen über eine Million Franken zurückzahlen. Der Grund: Er berechnete den Krankenkassen fälschlicherweise eine Pauschale für ihre langen Praxiszeiten.

Vom gleichen Autor

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.