«Händeschüttel-Affäre» auch im Gesundheitswesen

Eine muslimische Patientin will einem Luzerner Zahnarzt die Hand nicht schütteln. Wie hat dieser reagiert?

, 7. April 2016 um 07:20
image
  • zahnärzte
  • zahnmedizin
  • ärzte
Jetzt hat auch das Gesundheitswesen einen «Händeschüttel-Eklat». Eine 34-jährige Muslimin wollte am Mittwoch ihrem Zahnarzt die Hand nicht schütteln, wie die Zeitung «20 Minuten» berichtet.
Dies akzeptierte der Luzerner Zahnarzt allerdings nicht. Kurz: Er verweigerte ihr die Behandlung. «In der Schweiz gebe man einander die Hand zur Begrüssung», zitiert ihn das Newsportal.

Zahnärzte-Gesellschaft steht hinter ihm 

In Anspielung auf ein ähnliches Ereignis in der Oberstufe in Therwil meinte die Muslimin, sie unterstehe schliesslich «keiner Schülerordnung». In Therwil sorgt derzeit die Geschichte zweier Jugendlichen für Schlagzeilen. Dort wollten nämlich zwei muslimische Schüler ihrer Lehrerin die Hand nicht mehr geben.
Marco Tackenberg von der Schweizerischen Zahnärzte-Gesellschaft kann den Entscheid des Luzerner Zahnarztes gut nachvollziehen: «In der Schweiz haben wir freie Arzt-, aber auch freie Patientenwahl.» In einem solchen Fall sei die Patientin vielleicht besser beraten, wenn sie in Zukunft eine Zahnärztin aufsucht.

Patientin spricht von «Notfall»

Notfälle müsse ein Zahnarzt aber ohne Ausnahme behandeln. Tackenberg meint jedoch: «Kein Zahnarzt, der seinen Beruf ernst nimmt, würde einen tatsächlichen Notfall wegweisen.»
Der Luzerner Arzt wollte auf Anfrage von «20 Minuten» keine Auskunft geben. Der Islamische Zentralrat, den die Patientin um Rat ersuchte, prüfe nun, ob er gegen das Gesetz verstossen habe.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Warum Chirurgen mehr AC/DC- Musik hören sollten

Ein neuer Radiosender mit künstlicher Intelligenz-Funktion soll angeblich helfen, die chirurgische Genauigkeit und Effizienz zu verbessern.

image

Hausarztpraxiskette in Verruf – eine rechtliche Einordnung von Vergütungen an Arztpraxen

Ein Ziel der Revision des Heilmittelgesetzes (HMG) war, klare Regeln festzulegen, unter welchen Voraussetzungen Vergütungen an Arztpraxen zulässig sind. Ein aktueller Fall bietet Anschauungsunterricht und zeigt, dass bei Zahlungen an Arztpraxen nach wie vor viele Unklarheiten bestehen.

image

«Die Arbeit wird als immer belastender empfunden»

Die hohen Arbeitszeiten bei Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzten führen dazu, dass sie sich deswegen immer häufiger müde, ausgelaugt und erschöpft führen. Dies zeigt die neueste Befragung des Berufsverbands VSAO.

image

So bekämpft der Kanton Thurgau den Hausarztmangel

Mit finanziellen Anreizen will der Regierungsrat die Versorgungslücke im Bereich der Hausarztmedizin schliessen.

image

Schularzt weist Vorwürfe sexueller Übergriffe zurück

Im Kanton Neuenburg wird derzeit ein Fall eines Kinderarztes verhandelt. Für die mutmasslichen Opfer soll es sich um unangemessene Berührungen handeln, für den Mediziner war es Teil der Untersuchung.

image

Viele Ärzte litten seelisch mit ihren Covid-Patienten

Eine Studie zeigt Überraschendes: Unter Covid-19 litten indirekt auch viele Ärztinnen und Ärzte – weil sie sich so hilflos fühlten.

Vom gleichen Autor

image

Warum Medizinstudierende im Studium ihre Empathie verlieren

Im Laufe eines Studiums nimmt offenbar das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten ab. Dies zeigt eine neue Studie.

image

Berner Arzt hat Aufklärungspflicht doch nicht verletzt

Im Fall einer Nasen-OP mit Komplikationen verneint das Bundesgericht eine Pflichtverletzung eines Berner HNO-Arztes. Die Vorinstanzen haben noch anders entschieden.

image

Warum hunderte Pflegekräfte derzeit «Rücktrittsschreiben» verfassen

Eigentlich möchten viele Pflegefachpersonen ihrem Beruf gar nicht den Rücken kehren. Doch das System zwingt sie dazu, wie eine aktuelle Kampagne in den USA exemplarisch zeigt.