Arzt soll nach Patiententod Krankheitsgeschichte geändert haben

Ein Hausarzt fügte in der elektronischen Krankendokumentation nach dem Tod einer Patientin zusätzliche Informationen an. Gemäss Anklage erfolgte dies bewusst, um in eine vorteilhaftere Position zu kommen.

, 3. Januar 2022 um 14:04
image
  • ärzte
  • st. gallen
  • praxis
  • gericht
Diese Woche steht ein St.Galler Hausarzt vor Gericht. Ihm wird vorgeworfen, die Anzeichen einer Thrombose nicht erkannt zu haben. Mehr noch: Er soll nach dem Tod seiner Patientin Einträge in der elektronischen Krankheitsgeschichte geändert haben. Dies berichtet die Zeitung «20 Minuten» am Montag. 
Der Vorfall ereignete sich bereits im Sommer 2017. Nach einem Treppensturz soll der Arzt gemäss Anklageschrift eine Thrombose im linken Unterschenkel der Patientin nicht erkannt haben, trotz Schmerzen und Schwellung im oberen Sprunggelenk sowie Risikofaktoren wie Übergewicht.  

Fahrlässige Tötung und Urkundenfälschung

Die Frau starb ein Tag nach dem letzten Hausarztbesuch an den Folgen einer Lungenembolie. Nach dem Tod der Patientin soll er am gleichen Tag in der praxiseigenen Software die Einträge zur Krankheitsgeschichte geändert haben. So fügte er gemäss «20 Minuten» an, dass die Patientin keine Thrombose-Spritze wünscht, obwohl dies im ursprünglichen Eintrag nicht erwähnt wurde.
Die Staatsanwaltschaft St. Gallen wirft dem Hausarzt vor, die Einträge bewusst geändert zu haben, damit er in einer vorteilhafteren Position stehe. Auch habe er gemäss Anklageschrift die Änderungen vorgenommen, um sich vor einer etwaigen Strafverfolgung zu schützen. Die Anklage fordert wegen fahrlässiger Tötung sowie der mehrfachen Urkundenfälschung eine bedingte Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 590 Franken. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hohe Ehre für USZ-Rheumatologen in Deutschland

Oliver Distler holt den Carol-Nachman-Preis. Sein Bruder auch.

image

Ärztemangel: Bern drohen weitere Versorgungsengpässe

Auch Fachgebiete wie die Endokrinologie, Gynäkologie und Rheumatologie sind zunehmend betroffen. Das zeigen aktuelle Zahlen der Ärztegesellschaft des Kantons Bern.

image

Bern: Neuer Chef für Localmed & City Notfall

CMO Michael Hofer wird Vorsitzender der Geschäftsleitung.

image

SAMW: Drei neue Ehrenmitglieder

Der Senat wählte zudem Arnaud Perrier zum neuen Präsidenten der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften.

image

Tardoc: Dem Ziel «ein gutes Stück näher»

Dass der Bundesrat bei den ambulanten Tarifen aufs Tempo drückt, findet breite Zustimmung in der Branche.

image

Der Tardoc soll 2026 in Kraft sein

Zugleich genehmigte der Bundesrat die Einführung der ambulanten Pauschalen – im Grundsatz.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.