Spital in eine grosse Schmiergeld-Affäre involviert

Ein Bauherren-Vertreter einer grossen Privatklinik-Gruppe soll Aufträge gegen Schmiergeld erteilt haben. Jetzt steht er vor Gericht.

, 11. April 2019 um 07:32
image
Ein Architekt einer Privatklinikgruppe soll dutzende Bauaufträge nur vergeben haben, weil reichlich Schmiergelder flossen. Der 69-jährige Mann stand am Mittwoch deswegen vor dem Kriminalgericht in Luzern. 
Insgesamt sind elf Schweizer Firmen involviert, wie die Zeitung «Blick» berichtet: Metallbauer, Elektriker, Klimatechniker. Die Strafverfolgungsbehörde wirft dem Mann Betrug, Privatbestechung, Urkundenfälschung und ungetreue Geschäftsbesorgung vor. Die Fallakten füllen 16 Ordner.

Chefetage wusste nichts davon

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass zwischen 2008 und 2013 Bestechungsgelder von mehr als 777'000 Franken geflossen sind. Offenbar hatte der Mann um die zehn Prozent des Bauvolumens privat erhalten.
Betroffen sind mehrere Baustellen einer namentlich nicht genannten grossen Schweizer Privatklinik-Gruppe, wie es heisst. Die Zeitung bezeichnet sie als Beauty-Klinik, wobei sich der Kreis der möglichen Spitäler stark einengt. Die Klinikchefs wussten der Zeitung zufolge nichts von den illegalen Machenschaften ihres Architekten.

War unzufrieden mit dem Honorar

Der Fall flog erst auf, nachdem eine der Schmiergeld-Firmen die Privatklinik über die Machenschaften informierte. Die Gruppe tritt heute selbst als Straf- und Zivilkläger auf. Sie fordert das Bestechungsgeld zurück. Eine Anfrage von Medinside liess die Klinik unbeantwortet.
Der mutmassliche Betrüger streitet die Vorwürfe ab. Im Verlauf des Prozesses habe der Mann aber seine Unzufriedenheit über die Lohnsituation bei der Klinik zum Ausdruck gebracht. «Ich wurde vom der Klinik-Gruppe ausgenutzt», sagte er. Trotz mehr Arbeit soll sein Honorar nicht erhöht worden sein. 

Drei Jahre Freiheitsstrafe

Die Staatsanwaltschaft mit Christian Walker als Ankläger beantragt eine Freiheitsstrafe von drei Jahren, wovon eines unbedingt zu vollziehen ist. Die Anwälte der Privatklinik folgen dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Das Gericht wird das Urteil demnächst schriftlich verkünden.

Von hier flossen die Gelder auf das Privatkonto des Architekten:
  • Olten (SO) 68'255 Franken
  • Olten (SO) / Aarburg (AG) 58'800 Franken
  • Aarburg (AG) 10'000 Franken
  • Rothrist (AG) 20'470 Franken
  • Adliswil (ZH) 262'900 Franken
  • Rothenburg (LU) 143'760 Franken
  • Stans (NW) 31'708 Franken
  • Oberdiessbach (BE) 15'714 Franken
  • Gunzgen (SO) 11'050 Franken
  • Bellach (SO) 96'000 Franken
  • Schönenwerd (SO) 52'119 Franken
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

image

Wie relevant ist das GZO-Spital? Das soll das Gericht klären.

Das Spital in Wetzikon zieht die Kantonsregierung vors Verwaltungsgericht – und will belegen, dass es unverzichtbar ist.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.