See-Spital hat «Druck des grossen Krankenversicherers nachgegeben»

Im Fall der strittigen Rabatte für Knie- und Hüftprothesen ist es nun zu einer Einigung gekommen. Das See-Spital akzeptiert die Rückzahlung an den Krankenversicherer Helsana.

, 4. Juli 2022 um 07:30
image
  • seespital
  • spital
  • versicherer
  • helsana
  • implantate
Vor einem Jahr hatte die «NZZ am Sonntag» über einen Deal zwischen dem See-Spital und einem Hersteller von Knie- und Hüftprothesen berichtet. Demnach  habe das Spital vorwiegend Prothesen des besagten Herstellers verwendet und dafür nur 60 Prozent des Listenpreises bezahlt. Für ein Implantat mit einem Preis von 4'500 Franken zum Beispiel nur 2'700 Franken. 
Diese Rabatte habe das Regionalspital des linken Zürichseeufers jedoch weder an die Patienten noch an die Versicherer weitergegeben. Zwei bis drei Millionen Franken soll es dadurch in den Jahren 2013 bis 2019 gespart haben. Ausserdem sollen für jene Ärztinnen und Ärzte, welche die entsprechenden Prothesen verwendet haben, finanzielle Anreize bestanden haben, ein entsprechendes Implantat einzusetzen.

Stillschweigen vereinbart

Zwar sind solche Rabatte üblich, aber der Krankenversicherer Helsana kritisierte die Nicht-Weitergabe der Vergünstigungen und intervenierte. Das See-Spital bestritt stets, sich unrechtmässig an Prothesen bereichert zu haben. Ein Rechtsgutachten des Spitals kam sogar zum Schluss, dass diese Praxis korrekt sei. Doch nun hat das Spital mit dem Versicherer eine Einigung zur Rückzahlung akzeptiert, wie das SRF-Regionaljournal Zürich/Schaffhausen berichtete.
Auf welchen Betrag sich die Krankenkasse Helsana und das Spital mit den beiden Standorten Horgen und Kilchberg im Fall der Knie- und Hüftprothesen geeinigt haben, dazu gibt es keine Auskunft. Die beiden Parteien hätten diesbezüglich Stillschweigen vereinbart, heisst es. 

Spital will langwierige Verfahren vermeiden 

Als Eingeständnis für eine unzulässige Praxis sei dies aber keineswegs zu verstehen, sagt eine Sprecherin des Spitals gegenüber SRF. Die Rabatte seien Kassen sowie Patientinnen und Patienten zugute gekommen, denn sie hätten zu tieferen Basispreisen geführt.
«Doch als kleines Regionalspital haben wir dem Druck des grossen Krankenversicherers nachgegeben und eine Vereinbarung in dieser Sache abgeschlossen.» Und weiter: Das Spital wolle keine langwierigen Gerichtsverfahren und strebe ein gutes und vertrauensvolles Einvernehmen mit den Krankenversicherern an.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.