Die Idee ist einfach: Man nehme Entwicklungen, die schon angelaufen sind und unvermeidbar erscheinen – und führe sie weiter. Auf dieser Basis hat sich der Arzt
Bertalan Meskó nun gefragt, welche Berufe denn damit entstehen oder aufsteigen werden. In seiner Site «The Medical Futurist» veröffentlichte er insgesamt 21 neue Gesundheitsberufe: Tätigkeiten, die es heute noch nicht als Berufsfelder gibt, die aber wohl in den 2030er Jahren völlig normal sein dürften.
Einige Beispiele wirken tatsächlich etwas futuristisch oder spezialisiert (Gesundheits-Chatbox-Designer, Gesundheits-Drohnen-Disponent). Aber bei einer Auswahl denkt man doch: Klar, das dürfte ein Beruf mit grosser Zukunft sein. Hier eine Auswahl von 8 Beispielen:
Gesundheitsdaten-Analyst
Einerseits gilt es als Selbstverständlichkeit, dass wir immer mehr Daten über unseren Körper sammeln, bei den Leistungserbringern wie mit unseren privaten Wearables. Aber andererseits stellt sich kaum jemand die Frage, wer diese Daten denn bündelt – und vor allem, wer sie gezielt interpretieren kann.
Dasselbe gilt auf der übergeordneten Ebene: Wenn es stimmt, dass die Gesundheitsbranche zum Big-Data-Steinbruch wird, dann werden zahllose Experten gebraucht, die neue Beziehungen in diesen Datenmengen erkennen und herausarbeiten können.
Gamification-Spezialist
Bereits entstehen reihenweise Unternehmen, welche spielerische Therapien entwickeln. Ein Beispiel wäre etwa
Mindmaze aus Lausanne: Das Unternehmen hat ein Therapie-Spielsystem entwickelt, mit dem Schlaganfall-Patienten gewisse Hirnregionen wieder stimulieren und reaktivieren können.
Leicht könnte man weitere Beispiele nennen, bis hin zu den vielen Apps, welche uns zu richtiger Bewegung oder guter Ernährung motivieren – auf spielerische Art und Weise. Wer sich hier eine Expertise im Grenzbereich zwischen Medizin und Spiel erarbeitet, könnte noch lange gute Jobs finden.
AI-Operations-Berater
Komplexe Operationen werden teils heute schon geübt, indem man die Schritte anhand von 3D-Abbildern des individuellen Organs durchspielt. Bertalan Meskó erwartet, dass sich hier eine eigene Berufsgruppe durchsetzen wird: Die Augmented-Reality- und Virtual-Reality Operation Planners, so der angelsächsiche Begriff. Sie visualisieren und konkretisieren den bevorstehenden Eingriff entweder durch die Schaffung von «Dummies» des Organs oder durch virtuelle Bildschirm-Realitäten.
Patientenassistenten
Hier stellt sich vielleicht die Frage der Finanzierung – aber das Prinzip leuchtet ein, denn das Bedürfnis bestünde: Jeder Patient ist letztlich ein Amateur in Fragen des Gesundheitswesens, und so bestünde in vielen Krankheitsfällen ein Bedarf nach einer professionelleren Koordination der diversen Aspekte.
Natürlich gibt es rudimentär schon Angebote – Stichwort Managed Care –, aber eine optimale Betreuung und Beratung der gesamten medizinischen, pflegerischen, pharmazeutischen, versicherungstechnischen Abläufen gibt es kaum.
Lebensende-Therapeuten
Wenn man erstens die lebensverlängernden Möglichkeiten, zweitens die Aufgaben der Palliativ-Pflege und drittens den Umgang mit dem Freitod weiterdenkt – dann endet man durchaus bei dieser Aufgabe: Beratung, die uns auf den Tod vorbereitet.
Dabei ginge es beispielsweise darum, mit den Patienten alles gemeinsam zu erörtern, ethische Masstäbe, medizinische Möglichkeiten, familiäre Situation, Persönlichkeit… Um am Ende bewusst und «richtig» aus dem Leben zu scheiden.
Präventions-Stratege
Genauer besehen geht es darum, im wachsenden Riesenbereich der Wearables, Apps, digitalen Pflaster et cetera jene auszuwählen, die zu einer Person passen. Und die ihr insbesondere dabei helfen, einen gesunden Lebens- und Ernährungsstil zu pflegen und durchzuhalten.
Der Präventions-Stratege müsste aber nicht nur über Geräte beraten, sondern eben auch über ihre Anwendung zur Prägung des Lebensstils. Und er könnte dabei helfen, einen entsprechenden Plan zu entwickeln – angedockt beispielsweise bei der Krankenversicherung. Wo sich dann auch die entsprechenden Kassenprodukte auswählen liessen.
Telechirurg
Dass Chirurgie immer stärker durch Roboter-Unterstützung ausgeübt wird, ist eine Binsenwahrheit. Dass sich dies ausweitet, wird auch allgemein anerkannt – bis in fünf Jahren dürfte sich der Weltmarkt für Operationsroboter nochmals verdoppeln, auf etwa 6,5 Milliarden Franken pro Jahr.
Entsprechend wird auch der Bedarf an Chirurgen wachsen, welche hier eigentliche Spezialisten sind. Oder anders gesagt: Die Kombination von Chirurgie und Robotik könnte zu einem eigenen Fachgebiet werden. So dass Institute oder Lehrstühle für Telechirurgie eine logische Fortsetzung sind.
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