Kinderspitäler in Not

Den Schweizer Kinderspitälern geht es finanziell schlecht. Statt Unterstützung könnte eine Reform des Bundes für zusätzliche Belastung sorgen.

, 28. September 2023 um 08:07
image
Das Universitäts-Kinderspital Zürich ist eine gemeinnützige private Institution, die von der Eleonorenstiftung getragen wird. | zvg
Den Schweizer Kinderspitälern geht es finanziell schlecht. «Wir stehen enorm im Minus», sagt der Präsident der Allianz Kinderspitäler der Schweiz, Marco Fischer im Interview mit der Aargauer Zeitung (abo). Eine Reform des Bundes setze die gebeutelten Kinderspitäler nun weiter unter Druck.

Ein Viertel der Kosten nicht gedeckt

Die Kosten der Kinderspitäler gehen seit Jahren durch die Decke, auf der Finanzierungsseite geschiehe, laut Fischer, aber gar nichts. Die Tarife bleiben gleich. Dabei ist die Behandlung von Kindern sehr viel aufwendiger als diejenige von Erwachsenen, doch das aktuelle Tarifsystem berücksichtigt das nicht. Die Folge: rund ein Viertel der Kosten ist nicht gedeckt – Stiftungen, Spender und Trägerkantone müssen die Löcher stopfen.

Kaum Hoffnung auf neues ambulantes Tarifsystem

Bereits vor vier Jahren hat das Parlament eine Motion überwiesen, die kostendeckende Tarife in den Kinderspitälern fordert. Daraus geworden sei allerdings nichts. Laut Marco Fischer sei der Kostendeckungsgrad im ambulanten Bereich derzeit unter 70 Prozent; die Aussichten auf ein neues ambulantes Tarifsystem sind derzeit klein. «Unsere grösste Hoffnung ist, dass die nachteiligen Auswirkungen der Tarifeingriffe rückgängig gemacht werden», betont der AllKidS Präsident.​

Geplante Reform: Kinderspitäler wären Leidtragende

Zugleich bereitet Fischer eine geplante Reform des Bundes (Medinside berichtete hier) Sorgen: Demnach will der Bund, dass für alle Spitäler – ungeachtet ihrer Leistungen und Kosten – der Tarif gilt, der den Kosten der 30 Prozent kostengünstigsten Spitäler entspricht. 70 Prozent der Spitäler, die ihre Dienstleistungen zu einem höheren Preis erbringen, müssten demnach mit Kürzungen rechnen. Leidtragende wären unter anderm die Kinderspitäler. Die Allianz der Kinderspitäler hat deshalb kürzlich zusammen mit dem Spitalverband H+ und dem Verband Universitäre Medizin Schweiz in einem offenen Brief gefordert, dass eine geplante Revision sistiert wird.

  • Kinderspital
  • spital
  • Tarifsystem
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Neue Chefärzte für die Rehakliniken Schinznach und Zurzach Care Basel

Salih Muminagic wird Direktor Medizin und Chefarzt MSR in Schinznach. Bernard Descoeudres wird Chefarzt Onkologie in Basel.

image

Physio-Barometer: Hohe Zufriedenheit in der Bevölkerung

Eine Umfrage von Gfs Bern im Auftrag von Physioswiss zeigt: Das Vertrauen in Physiotherapeuten ist fast gleich hoch wie in Ärzte oder Apotheker.

image

Clienia Schlössli: Neuer Direktor kommt von Thurmed

Norbert Vetterli ist derzeit noch Spitaldirektor der Kantonsspitäler Frauenfeld und Münsterlingen.