Ist das die Rettung für private Spitex-Unternehmen?

Eine private Spitex-Firma fürchtet um ihre Zukunft – deshalb arbeitet sie mit einem Alterszentrum zusammen.

, 1. Februar 2023 um 13:33
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Das Berner Altersmedizin-Zentrum Siloah will seine Patienten für die Betreuung zuhause vermehrt an die private Spitex-Firma Prissag vermitteln. | zvg
Die private Spitex-Firma Prissag gibt es seit knapp zehn Jahren. Sie ist an zwei Standorten tätig: in Aarberg und in Bremgarten bei Bern. Nun geht die Rechnung für das Unternehmen aber nicht mehr auf. Seit jeher sei die Marge für die ambulante Pflege sehr gering gewesen, stellt das Berner Unternehmen mit rund 55 Mitarbeitenden fest.

Prissag braucht mehr Einnahmen

Weil der Kanton Bern letztes Jahr den Tarif für die privaten Spitex geändert hat, kann die Prissag aber offenbar nicht mehr genug einnehmen. Das weitere Bestehen des Unternehmens sei derzeit nicht gefährdet, betont die Prissag in einer Mitteilung. Doch der Verwaltungsrat will nun mehr Einnahmen sicherstellen.
Und zwar mit einer «engen Zusammenarbeit» mit der Stiftung Siloah. Diese betreibt in Gümligen bei Bern ein Altersmedizin-Zentrum. Seit einem Jahr gehört auch das ehemalige Stadtberner Altersheim Kühlewil der Stiftung.

So sichert sich die Prissag Kunden

Konkret bedeutet diese Zusammenarbeit, dass das Siloah der Prissag Kunden zuweist und umgekehrt die Prissag von der Verwaltung und der Informatik-Abteilung des Siloah – insbesondere im Personalbereich – profitieren kann.
Was hält Marcel Durst, der Geschäftsführer der Association Spitex privée Suisse (ASPS), von dieser Zusammenarbeit?

Private Spitex oft benachteiligt

«Eine Zusammenarbeit ist immer gut», sagt er gegenüber Medinside. Wichtig sei aber, dass der Sozialdienst des Siloah von der Zusammenarbeit wisse und entsprechend handle. Er fährt fort: «Grundsätzlich sollten die Sozialdienste offen sein und die Patienten darüber informieren, dass es mehrere Anbieter gebe. Tatsache ist jedoch, dass dies in der Praxis kaum passiert.»
Die Folge davon: Die Spitäler vergeben laut Durst ihre Aufträge über die Online-Patientenanmeldung OPAN zu rund 95 Prozent an die öffentliche Spitex. Die private Spitex geht häufig leer aus. Diese Online-Patientenanmeldung werde aber immer wichtiger, weil es einfacher sei als die konventionelle Anmeldung.

Ein Modell auch für andere private Spitex-Unternehmen?

Die Prissag könne sich durch die Zusammenarbeit mit der Siloah-Altersmedizin künftig wohl mehr Aufträge sichern, glaubt Marcel Durst. «Es ist ein People-Business», begründet er.
Eine solche Zusammenarbeit könnte sich Durst auch für andere Privat-Spitex-Unternehmen grundsätzlich vorstellen. Funktionieren würde sie aber wohl nur mit Privatspitälern.
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