Der Sachverhalt stellt sich so dar: Ein Leitender Arzt des Universitätsspitals Zürich meldete sich für die Prüfung «Schwerpunkt operative Urologie» an; sie sollte im Februar 2025 stattfinden. Dabei gab er an, die
Anforderungen des SIWF zu erfüllen und die verlangten Operationen durchgeführt zu haben. Der Direktor der USZ-Klinik für Urologie und Vorgesetzte unterschrieb die Unterlagen.
Allerdings erschien diese Anmeldung anderen Urologen unstatthaft: Der USZ-Kollege habe kaum genügend Operationen durchgeführt, um die Anforderungen des SIWF zu erfüllen, so der Verdacht im Fachbereich.
Whistleblower informierten die Prüfungskommission von Swiss Urology. Bald folgte ein Brief an die Fachgesellschaft, in dem 31 Deutschschweizer Urologen warnten, dass ein Prüfungsteilnehmer mit Unterstützung seines USZ-Vorgesetzten zur Prüfung zugelassen werden solle, obwohl er die Vorgaben nicht erfülle.
Über diesen Vorfall mit all seinen Weiterungen berichtet die
«Neue Zürcher Zeitung» am Freitag. Für den ausführlichen Beitrag konnte sie zahlreiche Unterlagen einsehen. Laut einem der zitierten Schreiben reagierte Swiss Urology im Februar auch prompt – die Prüfung wurde gestoppt; der Klinikdirektor, Daniel Eberli, und der Leitende Arzt wurden vom Vorstand gerügt; und die Prüfungskommission wurde angewiesen, bei Anmeldungen in Zukunft vermehrt Stichproben vorzunehmen.
Liste der Operationen, die für den Schwerpunkttitel «Operative Urologie» durchgeführt sein müssen | Quelle: SIWF
Auf einer weiteren Ebene macht der Fall auch deutlich, wie sehr das USZ nach dem «Fall Maisano» unter Beobachtung steht. Wegen der Fehlanmeldung forderte die Kantonsrats-Kommission für Bildung und Gesundheit inzwischen ein Gespräch mit Spitalratspräsident André Zemp und dem Ärztlichen Direktor Malcolm Kohler.
Und das USZ selber hat die Anwaltskanzlei Nater Dallafior beauftragt, die Vorwürfe zu überprüfen. «Sobald alle Fakten auf dem Tisch liegen, werden wir die nötigen Konsequenzen ziehen», lässt sich Spitaldirektorin Monika Jänicke in der NZZ zitieren.
Rücktritt aus dem Vorstand
Im Übrigen erfuhr auch Christoph Mörgeli, der Medizinhistoriker und ehemalige SVP-Nationalrat, bereits im Februar von der Sache und
begann zu recherchieren. «Es trifft zu, dass die von Ihnen erwähnte Schwerpunktprüfung in operativer Urologie für Februar 2025 geplant war», antwortete die Urologie-Gesellschaft damals auf eine Recherche-Anfrage von Mörgeli: «PD Dr. XY meldete sich dazu über das offizielle Anmeldeformular mit den üblichen, obligatorischen Beilagen an. Die eingereichten Unterlagen umfassten die für die Registrierung der Prüfungsanmeldung erforderlichen Informationen.»
Heikel war für Swiss Urology, dass Klinikdirektor Eberli auch im Vorstand des Verbands und dort Sekretär war. Vor wenigen Tagen, am 9. Mai 2025, reichte er seinen Rücktritt ein. Er sei bereit, alle Konsequenzen zu tragen, und arbeite eng mit dem Spital und der Fachgesellschaft zusammen, um die Sache aufzuarbeiten, so Eberli gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung». Zudem bot er CEO Monika Jänicke an, sich für die Dauer der Abklärung beurlauben zu lassen.