Das Herzmedikament Digoxin, seit Jahrzehnten bei Herzinsuffizienz im Einsatz, könnte laut einer neuen Studie das Risiko von Metastasen bei Brustkrebs verringern.
Ein Forschungsteam der ETH Zürich, der Universitätsspitäler Zürich und Basel sowie des Kantonsspitals Baselland hat erstmals nachgewiesen, dass Digoxin zirkulierende Tumorzell-Klumpen (CTC) beim Menschen teilweise auflösen kann. Die Studie wurden in
«Nature Medicine» veröffentlicht.
In der Studie wurde neun Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs eine Woche lang eine niedrige Dosis Digoxin verabreicht.
Die Ergebnisse sind vielversprechend: Die Anzahl der Tumorzellen in Clustern ging deutlich zurück – im Durchschnitt um 2,2 Zellen pro Cluster. Da diese CTC-Cluster nur aus wenigen Zellen bestehen, könnte eine solche Senkung das Risiko der Metastasenbildung erheblich verringern.
«Die Metastasenbildung bei Brustkrebs hängt von den CTC-Clustern ab. Je grösser sie sind, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie erfolgreich sind», erklärt Nicola Aceto, Professorin für molekulare Onkologie an der ETH Zürich,
in einer Pressemitteilung.Wirkung
Digoxin entfaltet seine Wirkung, indem es die Ionenpumpen in den Tumorzellen der CTC-Cluster blockiert und dadurch deren Ionenaustausch stört. Diese Cluster nutzen ein Natrium-Kalium-Pumpsystem (Na+/K+-ATPase), das den Transport von Natrium- und Kaliumionen reguliert. Durch die Hemmung dieses Mechanismus schwächt Digoxin den Zusammenhalt der Zellen im Cluster und fördert deren Zerfall.
Allerdings greift Digoxin nicht den Primärtumor an und muss daher in Kombination mit anderen Therapien eingesetzt werden, die auf die Zerstörung der verbleibenden Tumorzellen abzielen.
- Kurzeder, C., Nguyen-Sträuli, B.D., Krol, I. et al.: «Digoxin for reduction of circulating tumor cell cluster size in metastatic breast cancer: a proof-of-concept trial», in: «Nature Medicine», Januar 2025.
- DOI: 10.1038/s41591-024-03486-6
Wie weiter?
Der nächste Schritt der Forscher besteht darin, Digoxin-Moleküle weiterzuentwickeln, um die Auflösung der CTC-Cluster noch gezielter und effektiver zu ermöglichen.
Nicola Aceto plant ausserdem, ihre Forschung auf andere Krebsarten auszuweiten, wie Prostatakrebs, Kolorektalkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Melanom. Laborexperimente seien bereits im Gange.