Genügend gesundes und geschultes Spitalpersonal ist unabdingbar – das haben die vergangenen rund eineinhalb Jahre Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Die speziellen Risiken des Gesundheitspersonals und Möglichkeiten zu einem wirksamen, wirtschaftlichen und pragmatischen Schutz waren zu Beginn der Pandemie nur ansatzweise bekannt.
Ein Forschungsteam des Inselspitals, der Universität Bern und der Universität Triest hat nun die Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit von spitalinternen Vorsorgemassnahmen zum Schutz des Gesundheitspersonals während der Pandemie untersucht. Dazu wurde ein mathematisches Modell zur Übertragung von Sars-CoV-2 entwickelt, das Faktoren innerhalb und ausserhalb des Spitals miteinbezieht.
Das ist gemäss der Studienergebnisse die wirksamste Methode
Ein Ergebnis der Studie wird in der Medienmitteilung der Insel Gruppe besonders hervorgehoben: Wenn wirtschaftliche Aspekte miteinbezogen würden, seien regelmässige Tests im Abstand von mindestens sieben Tagen und die Anwendung strikter Regeln – auch bei Personen ohne Symptome – die wirksamsten Massnahmen, um eine unkontrollierte Ausbreitung von Sars-CoV-2 im Spitalumfeld zu vermeiden.
Infiziert sich das Gesundheitspersonal öfter mit Sars-CoV-2 als der Rest der Bevölkerung? Um dies beantworten zu können, wurde in der Studie eine Gruppe von rund 300 Freiwilligen untersucht, die in sechs der verschiedenen Universitätskliniken des Inselspitals tätig sind. Anhand des Studienmodells wurde nachgewiesen, dass die Rate an PCR-positiven Testresultaten in der Studiengruppe höher lag als sich aus den Werten der Umgebung – Infektionen zu Hause und Infektionen im öffentlichen Raum – erklären liess.
Wie wichtig ist die Messung mit hoher Sensitivität?
Die Testpersonen wurden mit einem real-time PCR-Test untersucht. Um die Gruppe der asymptomatischen Infizierten genauer abzugrenzen, wurde zwischen einer Testgenauigkeit von 32 Vermehrungszyklen (Ct=32) und den offiziell verwendeten Ct=40 unterschieden. Es zeigte sich: Die meisten asymptomatischen Sars-CoV-2-Trägerinnen und -Träger konnten erst bei mehr als 32 Zyklen ermittelt werden. Die Studie zeige somit, wie wichtig die Messung mit hoher Sensitivität (Ct=40) sei, wenn die Resultate zur Identifizierung auch von Personen mit tiefer Viruslast verwendet werden sollten, heisst es in der Medienmitteilung der Insel Gruppe.
Mathematische Modelle könnten auch anderweitig angewendet werden
Eine Massnahme, die sich in Firmen mit einem hohen Anteil an Büroarbeitsplätzen früh bewährt hat, erzielte im Spital deutlich schlechtere Resultate: Es handelte sich dabei um die sogenannten Desynchronisation, eine Aufteilung der Teams in zwei Gruppen, die sich zu keinem Zeitpunkt physisch im Spital betätigten. Die Desynchronisation sei im Spital an ihre Grenzen gestossen, da das verwendete Simulationsmodell auch wirtschaftliche Aspekte, etwa die Arbeitsproduktivität, miteinbezogen habe.
Die mathematischen Modelle könnten nun in anderen Kohorten auch ausserhalb des Gesundheitswesens und unter anderen Bedingungen – zum Beispiel im Kontext einer zunehmenden Durchimpfung oder bei Bedrohung durch andere Viren – angewendet und zu Planungszwecken eingesetzt werden.
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