Geringes Ansteckungsrisiko für Mitarbeitende in der Hausarztpraxis

Keiner der über 45 Ärzte und MPAs einer grossen Berner Hausarztpraxis hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. Dies zeigt eine kleine Studie zur Seroprävalenz.

, 4. Juni 2021 um 06:08
image
Beschäftigte im Gesundheitswesens scheinen ein erhöhtes ­Risiko zu haben, an Covid-19 zu erkranken. Weil sie beruflich bedingt dem Virus ausgesetzt sind. Wie hoch ist das Risiko für Hausärzte und Praxismitarbeitende? Dies hat eine Studie zur Seroprävalenz von Antikörpern gegen Sars-Cov-2 nun untersucht.
Das Resultat: Zwei Mitarbeitende von insgesamt 21 Ärzten und 25 MPAs der Berner Gemeinschaftspraxis Bubenberg waren seropositiv. Die Ansteckungen erfolgten aber nachweislich ausserhalb der Hausarztpraxis: Eine MPA hatte sich wahrscheinlich während eines Mailandaufenthaltes Mitte Januar 2020 angesteckt. Und eine ärztliche Mitarbeiterin wurde durch einen privaten Kontakt angesteckt.

Unterstreichen die Bedeutung der Schutzmassnahmen

Die Studienautoren um Mariesol Abbühl sind überzeugt, dass sich Übertragungen in der Praxis weitgehend verhindern liessen. Und zwar durch eine gute, frühe Patienten-Triage sowie eine konsequente Einhaltung der Hygienemassnahmen. Die Medix-Grundversorgerpraxis in der Nähe des Berner Hauptbahnhofs betrieb ein eigenes, räumlich getrenntes Testzentrum in einem nahegelegenen Kino-Entrée. Rund zwei Drittel der Ärzte und MPAs haben dort total über 1 800 Nasopharynx- und Rachenabstriche durchgeführt.
image
Screenshot Primary and Hospital Care
Alle ­Abstriche wurden unter vollständigem Schutz durchgeführt: Hygienemasken, Handschuhe, Händedesinfektion sowie Schutzbrille und Einwegkittel, die mehrfach verwendet wurden. Eine Flächendesinfektion erfolgte nur nach sichtbarer Kontamination. Der Raum wurde zudem nach einer Stunde für mindestens 15 Minuten gut durchgelüftet. Darüber hinaus wurde der Untersuchungstisch mit den gebrauchten Utensilien zusätzlich während mindestens 10 Minuten mit einer UV-C-Lampe bestrahlt.

Keine definitive Aussage möglich

Die Anzahl der Probanden und die relativ niedrige Sars-Cov-2-Prävalenz im Kanton Bern erlauben allerdings keine definitive Aussage über das Infektionsrisiko in einer Grundversorgerpraxis, schreiben die Studienautoren weiter. Adäquate Schutzmassnahmen scheinen jedoch nichtsdestotrotz effektiv.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Bessere Qualität und mehr Kontrolle

Integrierte Versorgung verbessert die Koordination und die Kommunikation der Kooperationspartner. So hilft sie, doppelte Behandlungen zu vermeiden, und harmonisiert die Übergänge zwischen den verschiedenen Versorgungseinrichtungen.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

image

«Schauen Sie genau, wen Sie heiraten – das meine ich ernst.»

Seilschaften, starre Regeln und intransparente Gehälter bremsen Frauen auf dem Weg zur Chefarztposition. Rückhalt daheim ist entscheidend – und Teilzeit ist problematisch: Das sagt Susanne Renaud, Chefärztin Neurologie am Spital Neuenburg.

image

«Als Arzt nach Deutschland – warum nicht?»

Für Schweizer Assistenzärzte kann die Arbeit an einem deutschen Krankenhaus interessant sein. Die Nachfrage steige, sagt Martin Werner von DocsGoSwiss im Kurzinterview.

image

Zwei neue Ärztinnen in Hasliberg

Ab 1. Mai 2025 verstärken Dr. med. Stefanie Zahner-Ulrich und Dr. med. (SRB) Sonja Krcum Cvitic das Team der Rehaklinik Hasliberg. Mit ihren fundierten Erfahrungen in Allgemeiner Innerer Medizin bzw. Physikalische Medizin und Rehabilitation erweitern sie gezielt die medizinische Kompetenz der Klinik

image

Eine Börse für Praxis-Stellvertretungen

Die Jungen Haus- und KinderärztInnen Schweiz JHaS entwickelten eine Plattform, die erstens jungen Medizinern und zweitens Niedergelassenen helfen soll.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.