In einer unlängst im «British Journal of General Practice» veröffentlichten Studie sind Forscher der Frage nachgegangen, warum Menschen entweder einen raschen oder aber zögerlichen Arztkontakt pflegen.
Die qualitative Erhebung aufgegriffen hat jetzt das Online-Portal des
medizinischen Fachverlags «Medical Tribune». In Interviews gaben insgesamt 62 ausgewählte Patienten an, seit mindestens drei Monaten unter mindestens einem von 14 «Krebsalarm-Symptomen» zu leiden. Nur: Die einen eilten zum Arzt, teils mehrfach – die anderen nicht.
Was war der Unterschied?
Die Argumente der Patienten, die immer noch nicht beim Arzt waren:
- Keine unnötige Verschwendung der Zeit der überbeanspruchten Mediziner: Den Zeitdruck der Ärzte leiteten die Patienten unter anderem aus langen Wartezeiten in der Praxis ab, respektive aus den Schwierigkeiten, einen Termin zu erhalten.
- Schlechte oder gar demütigend empfundene Arzt-Patienten-Kontakte in der Vergangenheit: Ärzte hätten sie herablassend, genervt oder abweisend behandelt, als sie wegen eines leichteren Symptoms um Hilfe baten.
- Störung des Praxisbetriebes: Die zurückhaltenden Patienten dachten zudem, sie störten den Praxisablauf, wenn sie weitere, nicht zum vereinbarten Konsultationstermin passende Beschwerden vorbrächten. Dabei spielte auch der enge Zeitplan des Arztes und die vermeintlich für jeden Patienten reservierte Minutenzahl ein Rolle.
- Vergleich mit anderen Patienten: Zudem dachten viele, der Arzt habe sehr viel kränkere Menschen zu behandeln als sie selbst.
- Verharmlosung: Die Patienten dachten die Symptome seien harmlos, nicht durchgehend vorhanden oder ein Apotheker beziehungsweise anderes medizinisches Personal könne sich auch darum kümmern.
Susanne K Cromme, Katriina L Whitaker, Kelly Winstanley, Cristina Renzi, Claire Friedemann Smith and Jane Wardle: «Worrying about wasting GP time as a barrier to help-seeking», in: «British Journal of General Practice», Mai 2016.Die Argumente der Patienten, die ihre Symptome rasche Abklärung abgeklärt hatten:
- Aufgabe des Arztes: Die Patienten erklärten, ein Arzt sei doch dazu da, zu helfen und sich um die Patienten zu kümmern.
- Gute Beziehung: Viele gaben eine gute Arzt-Patienten-Beziehung an, manche empfanden den Arzt wie einen Freund.
- Man hat doch dafür bezahlt: Auch der Aspekt, dass man Versicherungsprämien bezahle und deshalb einen Anspruch auf Behandlung habe, liess die Patienten schneller vorstellig werden.