Chirurginnen haben häufig mit Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt zu kämpfen. Das zeigt eine
Studie aus den USA, die in der Fachzeitschrift «Jama Surgery» veröffentlicht wurde und über die das «Deutsche Ärzteblatt» gestern berichtet hat.
An der Studie nahmen 692 Chirurginnen und 158 ihrer männlichen Kollegen teil. Die Chirurginnen hatten im Schnitt 1,8 Kinder und die Chirurgen 2,3. Bei der Geburt ihres ersten Kindes waren die Chirurginnen im Schnitt 33 Jahre alt – die Gattinnen ihrer männlichen Kollegen waren durchschnittlich 31 Jahre alt. Erstgenannte nahmen assistierte Reproduktionstechnologien (In-vivo- und In-vitro-Fertilisation) mehr in Anspruch (24,9 Prozent versus 17,1 Prozent).
Mehr Stress, weniger Ruhetage
Rund 56 Prozent der Chirurginnen arbeiteten während der Schwangerschaft mehr als 60 Stunden die Woche. 10 Prozent waren es bei den Frauen der männlichen Kollegen. 37 Prozent leisteten sogar mehr als sechs Nachtdienste pro Monat. Chirurginnen nahmen sich seltener Ruhetage (22,1 Prozent versus 36,1 Prozent) und dürften beruflich meistens mehr Stress gehabt haben als die Frauen ihrer männlichen Kollegen. Denn diese waren zu rund 26 Prozent gar nicht berufstätig.
Die hohe Arbeitsbelastung wirkte sich negativ auf die Schwangerschaft der Chirurginnen aus. Bei jenen, die während der letzten drei Monate der Schwangerschaft zwölf oder mehr Stunden pro Woche operierten, war das Risiko für schwere Komplikationen hoch. Präeklampsien und vorzeitige Wehen/Blasensprung traten vermehrt auf. Die Kinder kamen häufiger per Sectio zur Welt und die Mütter erlebten nach der Geburt häufiger ein Stimmungstief (PPD).
Deutlich mehr Aborte als der US-Durchschnitt
Zudem zeigte sich: Chirurginnen waren doppelt so häufig von Schwangerschaftsverlusten betroffen als der US-Durchschnitt; von den 692 Chirurginnen hatten 290, also 42 Prozent, eine Fehlgeburt. Viele von ihnen nahmen danach schnell wieder ihre Arbeit auf.