Fitness senkt Erkrankungsrisiko bei 13 Krebsarten

In der bislang grössten Studie zum Thema wurden teils massive Unterschiede festgemacht. In einer Zahl: Wer sportlich aktiv ist, senkt sein statistisches Krebsrisiko um insgesamt 7 Prozent.

, 19. Mai 2016 um 04:00
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Dass es Zusammenhänge gibt zwischen körperlicher Aktivität und Krebs – beziehungsweise der Vermeidung dieser Krankheit –, dies ist ja kein Geheimnis. Mehrere Studien deuteten bereits an, dass sportliche Menschen seltener an Brust-, Darm oder Gebärmutterkrebs erkranken. Eine grosse Kohortenstudie, erarbeitet im National Cancer Institute der USA, ging nun aber der Frage in einem bislang nie gekannten Ausmass nach.
Ein Fazit dabei: Alles in allem haben Menschen, die sich regelmässig sportlich betätigen, ein um 7 Prozent tieferes Risiko, irgendeine Form von Krebs zu entwickeln, als Menschen ohne körperliches Engagement.
Dabei nahm das Team um den Epidemiologen Steven C. Moore frühere Studien beziehungsweise die Daten von 1,44 Millionen Menschen aus Europa und Nordamerika – von Personen, deren Leben und physische Aktivitäten über mindestens 11 Jahre erfasst werden konnten. Dabei wurden auch eher «moderate» Freizeitsport-Beschäftigungen wie Joggen oder «Power Walking» berücksichtigt. Dann suchten die Forscher nach Korrelationen mit 26 verschiedenen Krebsarten (wobei insgesamt gut 187'000 Krebsdiagnosen Eingang fanden in ihre Untersuchung). 

Steven C. Moore, I-Min Lee, Elisabete Weiderpass,  Peter T. Campbell et al.: « Association of Leisure-Time Physical Activity With Risk of 26 Types of Cancer in 1.44 Million Adults», in: JAMA Internal Medicine, Mai 2016.

Besonders bemerkenswert: Bei der Hälfte der Krebsarten – 13 an der Zahl – waren die besseren Aussichten von Menschen, die Freizeitsport trieben, besonders greifbar. So bei Speiseröhren-, Lungen-, Gebärmutter- oder Nierenkrebs, wo das (statistische) Risiko einer Erkrankung um bis zu 20 Prozent tiefer lag.
Dabei kalkulierte das Team aus dem National Cancer Institute auch den Einfluss von anderen Risikofaktoren heraus, etwa die Tatsache, dass bewegungs-arme Menschen auch eher einen höheren BMI aufweisen, ungesünder essen oder öfter rauchen. Bei den Rauchern deutete sich dann zum Beispiel an, dass beim Lungenkrebs keine Risiko-Unterschiede zwischen Freizeitsportlern und –nichtsportlern bestehen – bei den anderen Krebsarten aber schon.
Bei diesen 13 Krebsarten besagten die Zahlen, dass sich das Erkrankungsrisiko mit besserer Fitness signifikant senken lässt:

  • Speiseröhrenkrebs: 42 Prozent tieferes statistisches Erkrankungsrisiko
  • Leberkrebs: 27 Prozent
  • Lungenkrebs: 26 Prozent
  • Nierenkrebs: 23 Prozent
  • Magenkrebs: 22 Prozent
  • Gebärmutterkörperkrebs: 21 Prozent
  • Myeloische Leukämie: 20 Prozent
  • Multiples Myelom: 17 Prozent
  • Darmkrebs: 16 Prozent
  • Kopf-Hals-Karzinome: 15 Prozent
  • Rektalkrebs: 13 Prozent
  • Blasenkrebs: 13 Prozent
  • Brustkrebs: 10 Prozent

Warum dermassen bessere Werte? Denkbar sei, dass ein aktiver Lebensstil die Insulin- und Entzündungs-Werte auf ein Niveau verlagern, das eher geneigt ist, Tumorbildung zu unterdrücken – so eine Interpretation des NCI-Teams. Doch hier tun sich letztlich die entscheidenden weiteren Forschungsfragen auf.
Denn erwähnt sei auch, dass die sportlicheren Menschen bei zwei Krebsarten sogar schlechtere Werte auswiesen – beim Melanom sowie bei Prostatakrebs.
Im ersten Fall heisst der naheliegende Verdacht: Sonnen-Exposition. Wer oft Sport treibt, ist öfter unter freiem Himmel (beziehungsweise hat allgemein eher einen Outdoor-Lebensstil), was bekanntlich das Erkrankungs-Risiko hier steigert. 

Klare Handlungsanweisungen

Beim Prostatakrebs wagte Steven Moore in der «New York Times» eine andere Interpretation: Wer aktiver ist, ist auch gesundheitsbewusster. Und wer gesundheitsbewusster ist, lässt sich eher screenen – zum Beispiel auch nach Prostatakrebs. Bei einer Erkankung, die bekanntlich lange unentdeckt bleiben kann und die ansonsten mit einer einer gewissen Häufigkeit gar nicht in der Gesundheitsbiografie eines Menschen auftaucht, könnte sich hier also durch das Prophylaxe-Verhalten auch ein anderes festgestelltes Risiko-Profil ergeben.
Unter dem Strich lassen sich aus der neuen amerikanischen Meta-Studie jedenfalls Handlungsanregungen herauslesen. «Wer im Gesundheitswesen tätig ist und inaktive Erwachsene berät, sollte betonen, dass all diese Beziehungen evident waren – unabhängig von Grösse oder Tabakkonsum. Dies legt eine breite Generalisierung der Ergebnisse nahe.» So deutlich schreiben es die Autoren im Fazit ihrer Studie.
Oder zusammengefasst: Den Ratschlag, zur Krebs-Vermeidung körperlich aktiver zu werden, kann man so ziemlich jedem erteilen.


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