Forschung: Sport lindert Blutarmut bei Krebs

Medikamentös lässt sich Blutarmut bei Krebspatienten langfristig schlecht therapieren. Sie lässt sich aber durch Sport lindern, wie eine Basler Studie jetzt zeigt.

, 13. September 2021 um 06:33
image
  • forschung
  • universität basel
  • onkologie
Eine Vielzahl von Krebspatientinnen und -Patienten leidet infolge ihrer Krebserkrankung an Blutarmut und infolge dessen an Müdigkeit, Trägheit und eingeschränktem Leistungsvermögen. Da die Anämie zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustands führt und den Therapieverlauf bei Krebs negativ beeinflussen kann, ist ihre Behandlung umso dringlicher.
Ein Forschungsteam um die Universität Basel versuchte mit pharmakologischen Mitteln die Blutarmut zu normalisieren. Jedoch konnte keines der Mittel die Anämie signifikant verbessern. Hingegen liess sich der Stoffwechsel durch Sport so weit regulieren, dass auch die Blutarmut zurückging. Sogar die anormal gesteigerte Blutbildung verringerte sich durch die Bewegung auf ein normales Mass.

Sport konnte den Stoffwechsel normalisieren

Den Studienautoren nach kann Sport bei Krebspatienten zu Therapiezwecken sinnvoll sein, um der Anämie und der damit verbundenen Müdigkeit und Trägheit entgegenzuwirken – und damit schliesslich das Allgemeinbefinden der Patienten zu verbessern. Dass dies wiederum zu einer besseren Verträglichkeit von Radio- und Chemotherapie beiträgt, wurde bereits nachgewiesen.
Die im Fachmagazin «Science Advances» veröffentlichte Studie gibt gleichzeitig einen Einblick in die Entstehung der Anämie durch Krebs: Die Forschungsgruppe von Christoph Handschin am Biozentrum konnte in Zusammenarbeit mit dem Departement Biomedizin der Universität Basel im Mausmodell zeigen, dass Krebs nicht nur eine systemische Entzündungsreaktion auslöst, sondern auch den Stoffwechsel massiv verändert. Diese Veränderung führt zu einem verstärkten Abbau der roten Blutkörperchen, ausgelöst durch den Tumor.  
Regula Furrer et al. «Remodeling of metabolism and inflammation by exercise ameliorates tumor-associated anemia», in: «Science Advances», 8. September 2021.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Unfaire Behandlung? Beim Herzstillstand spielt das Geschlecht eine Rolle

Eine grosse Schweizer Studie zeigt bedenkliche Unterschiede: Frauen kommen nach einem Herzstillstand seltener auf die Intensivstation, werden laxer behandelt und sterben eher als Männer.

image

Diese Studien könnten demnächst die Medizin verändern

Experten kürten für das Fachmagazin «Nature Medicine» jene klinischen Studien, die demnächst die Landschaft neu prägen könnten – darunter ein Projekt von Novartis.

image

Musik ist ein chirurgisches Hilfsmittel

Wer nach einer Operation Musik zu hören bekommt, benötigt weniger Schmerzmittel, hat weniger Ängste – und auch sonst bessere Werte. Am US-Chirurgenkongress wurden dazu vielversprechende Ergebnisse präsentiert.

image

BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung

2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.

image

Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft

Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.

image

Uni Bern: Professur für Klimafolgen & Gesundheit

Damit baut die Universität Bern ihre Forschung an der Schnittstelle von Präventivmedizin und Klimawissenschaften aus.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.