Fieber Husten, Halsschmerzen: Jährlich kommt es wegen Grippe und grippeähnlichen Erkrankungen in der Schweiz zu tausenden Konsultationen und Spitaleinweisungen. Damit verbunden sind erhebliche direkte medizinische Kosten – insbesondere bei stationären Behandlungen.
Eine wirtschaftliche Belastung stellen aber auch gleichzeitig die sogenannten indirekten Kosten dar. Diese entstehen aufgrund von Produktivitätsverlusten durch verlorene Arbeitstage: durch Arbeitsunfähigkeit oder Pflege von Angehörigen.
Bis zu 324 000 verlorene Arbeitstage
Ein Forschungsteam um Yuki Tomonaga von der Universität Zürich (UZH) hat nun diese indirekten Kosten für die Jahre 2016 und 2017 berechnet. Die geschätzte Gesamtzahl der verlorenen Arbeitstage in der Schweiz waren im Jahr 2016 rund 324 000 und ein Jahr später 278 000.
Demnach beliefen sich die Gesamtkosten wegen Arbeitsunfähigkeit 2016 auf 115 Millionen Franken und 2017 auf 103 Millionen Franken. Die Daten für die Hochrechnung holten die Forscher unter anderem aus dem Sentinella-Meldesystem und vom Bundesamt für Statistik. Die Berechnung erfolgte mittels Human Capital Approach.
Männer verursachten deutlich höhere Kosten
Gemessen an den geschätzten Kosten durch Arbeitsunfähigkeit pro 100 000 Einwohner verursachten Männer deutlich höhere Kosten als Frauen: rund 1,9 Millionen Franken gegenüber 1,4 Millionen Franken pro 100 000 Einwohner im Jahr 2016 und rund 1,7 Millionen Franken gegenüber 1,2 Millionen Franken im Jahr 2017.
Die Zahl der verlorenen Arbeitstage war bei Männern entsprechend generell höher. Die Hauptgründe dafür sind die Tatsache, dass mehr Männer als Frauen aufgrund von Symptomen einer grippeähnlichen Erkrankung einen Arzt aufsuchten. Zudem hatten Männer eine allgemein höhere Beschäftigungsquote.
Screenshot Swiss Med Wkly
Kosten je nach Altersgruppe
Aus der Analyse geht weiter hervor: Die Kosten für Produktivitätsverluste durch Influenza und grippeähnliche Erkrankungen in der Schweiz können zwischen verschiedenen Jahren, Regionen und Altersklassen stark variieren. Die nach Altersgruppen geschichteten Kostenschätzungen zeigen etwa, dass die höchsten Gesamtkosten 2016 auf die 26 bis 35-Jährigen und 2017 auf die Altersklasse 36 bis 45 Jahre fielen.
Screenshot Swiss Med Wkly
Zentralschweiz hatte die höchsten Kosten
Unterschiede existieren auch zwischen den verschiedenen Regionen. So hatte im Jahr 2016 die Zentral oder Nordostschweiz die höchsten Kosten pro 100 000 Einwohner, während die Südwest- und Mittelwestschweiz die niedrigsten Kosten aufwies. Die Regionen mit den höchsten Kosten im Jahr 2017 waren die Nordwest- und die Nordostschweiz. Die geschätzten Kosten in allen anderen Regionen lagen damals weit darunter.
Southwest: GE, NE, VD, VS; Midwest: BE, FR, JU; Northwest: AG, BL, BS, SO; Central: LU, OW, NW, UR, SZ, ZG; Northeast: AI, AR, GL, SG, SH, TG, ZH; Southeast: GR, TI. | Screenshot Swiss Med Wkly
Indirekte Kosten könnten noch höher sein
Allerdings können die indirekten Gesamtkosten über den vorgelegten Schätzungen liegen, räumen die Autoren am Schluss der Studie ein. Dies, weil in der Analyse nicht alle Ursachen von Produktivitätsverlusten berücksichtigt werden konnten. Als Beispiel hierfür nennen die Forscher kurzfristige Arbeitsunfähigkeit ohne Arztbesuch, Spitalaufenthalte, vorzeitige Pensionierung oder vorzeitiger Tod.