Profitiert die Pflegeausbildung nun vom Beifall?

Pflegefachleute sind die neuen Heldinnen und Helden geworden. Nun wirbt eine Schule um Quereinsteigerinnen, die ins Pflegefach wechseln möchten.

, 13. Mai 2020 um 05:45
image
  • pflege
  • careum
  • bz pflege
  • odasanté
Der Beifall für die Pflegefachkräfte ist gross. Ist er so gross, dass er nun den Zulauf zu den Pflegeausbildungen befeuert? Vielleicht. Zwar bleibt bei den Jugendlichen die Begeisterungswelle derzeit aus, wie eine Umfrage bei einigen Ausbildungsstätten zeigt. Die Anmeldezahlen sind ähnlich wie im Vorjahr.

Berufswechsel: Lieber etwas Sinnvolles machen

Und trotzdem verzeichnet zum Beispiel das Careum-Bildungszentrum eine grössere Nachfrage nach der Pflegeausbildung an der Höheren Fachschule. Sie kommt jedoch nicht von Jugendlichen, sondern von Personen aus anderen Berufen, die dort aus- und in die Pflege einsteigen möchten.
«Meistens haben diese Interessierten die gleiche Motivation: Sie möchten mit Menschen zu tun haben, etwas Sinnvolles machen. Und sie wollen helfen», stellt Ruth Aeberhard von Careum fest.

Die neuen sind Helden gesucht

Nun ist die Careum Hochschule Gesundheit dazu übergegangen, sogar ausdrücklich nach «neuen Helden im Gesundheitswesen» zu suchen. Sie wirbt um Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, indem sie ihnen aufzeigt, wie sie sich beruflich neu orientieren können.
Der Zeitpunkt könnte gut sein: «Es gibt zum Beispiel Personen, die in Zeiten von Corona Ferien nehmen müssen und sich deshalb über eine Neuorientierung Gedanken machen», haben Caroline Hofmann und Marlène Wälchli Schaffner von der Careum-Laufbahnberatung festgestellt.

Auch unter schwierigen Bedingungen leisten sie Hilfe

Die beiden Frauen können sich gut vorstellen, dass die Nachfrage nach Gesundheitsberufen steigt. Denn: «Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind in der Corona-Krise die neuen Heldinnen und Helden geworden. Es sind Menschen, die Tag für Tag bereit sind, sich unter teilweise schwierigen Bedingungen für erkrankte Personen einzusetzen.»
Sie rechnen auch damit, dass sich das Berufsbild der Pflegerinnen und Pfleger schärfen könnte. Denn: «Es ist derzeit einfacher aufzuzeigen, was Gesundheitsfachpersonen alles leisten.»

Pflege hat seit der Corona-Krise mehr Wert

Dieser Meinung ist auch Beat Amstutz vom Berner Bildungszentrum Pflege: «Die Rolle und der Wert der Pflege sind einer breiteren Bevölkerung besser bewusst geworden», sagt er gegenüber Medinside.
Zurückhaltender gibt sich Kerstin Mager vom Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen (ZAG): «Wir hatten bisher weder einen Rückgang noch einen vermehrten Zulauf von Anmeldungen», sagt sie. Doch möglicherweise habe die Pandemie später noch einen Einfluss auf die Anmeldezahlen.

Ein Schnupperpraktikum ist momentan schwierig

Es gibt auch für dieses Jahr noch Ausbildungsplätze an den Pflegefachschulen. Das Problem ist aber: Im Moment ist es nicht möglich, das ganze Zulassungsverfahren zu absolvieren. Die Spitäler haben derzeit schlicht keine Kapazität, Personen für ein Schnupperpraktikum oder ein Eignungspraktikum aufzunehmen. Und auch den obligatorischen Multicheck kann man im Moment nicht absolvieren.
Interessierte können sich aber vorbereiten: Am besten halten sie bereits jetzt nach freien Ausbildungsplätzen in Spitälern und Heimen Ausschau, erstellen vielleicht sogar schon ein Bewerbungsschreiben und melden sich für den Multicheck an. Viele Ausbildungsinstitutionen bieten derzeit ihre Informationsveranstaltungen online an.

Keine Swiss-Kills - und trotzdem ein Pflege-Wettbewerb

Die Schweizer Berufsmeisterschaften Swiss-Skills 2020 werden um zwei Jahre auf den September 2022 verschoben. Die Meisterschaften hätten diesen Herbst in Bern stattfinden sollen. Trotz der Absage will die Organisation der Arbeit Santé (OdASanté), die nationale Dach-Organisation der Gesundheitsberufe, auch in diesem Jahr einen Wettbewerb unter den Fachmännern und Fachfrauen Gesundheit organisieren. Es wird derzeit abgeklärt, in welcher Form das gemacht werden könnte.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Studie: Wo das Pflegepersonal unzufrieden ist, sterben mehr Patienten

Erstmals wurden Zusammenhänge zwischen den Kündigungsabsichten in der Pflege und der Mortalität im Spital erforscht.

image

Pflegefachfrau als «Jungunternehmerin des Jahres» gewürdigt

Alessia Schrepfer wurde für die Gründung von WeNurse mit dem Women Award des Swiss Economic Forum ausgezeichnet.

image

4-Tage-Woche in der Pflege: Ernüchterndes Ergebnis

Ein deutsches Spital führte neue Arbeitszeit-Angebote ein. Nach der Anfangseuphorie kam der Alltag.

image

Temporärarbeit in der Pflege verdient Neubeurteilung

Das Pflegepersonal ächzt unter dem Fachkräftemangel. Personaldienstleister helfen, dringend benötigtes Personal für Gesundheitseinrichtungen zu finden und tragen doppelt zur Problemlösung bei: Es gelingt Lücken zu schliessen und flexibilitätssuchende Fachkräfte gehen der Branche nicht ganz verloren.

image

SBK und KSGL-Spitze suchen neue Vertrauensbasis

Der Pflegeverband setzte die Sozialpartner-Gespräche aus, weil das Kantonsspital trotz Entlassungen Neueinstellungen durchführte. KSGL-CEO Stephanie Hackethal zeigt sich «irritiert» und weist die Vorwürfe zurück.

image

Altersheim-Gruppe bietet 4-Tage-Woche an

Bei Glarus-Süd-Care kann neu zwar nicht weniger, aber konzentrierter gearbeitet werden. Nämlich nur noch an vier statt an fünf Tagen pro Woche.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Notfall des See-Spitals war stark ausgelastet

Die Schliessung des Spitals in Kilchberg zeigt Wirkung: Nun hat das Spital in Horgen mehr Patienten, macht aber doch ein Defizit.