Vor einem Jahr ist es nach einer Entbindung im Geburtshaus Zürcher Oberland in Bäretswil zu Komplikationen und zu einem tragischen Todesfall gekommen. Ein Neugeborenes ist nach der Verlegung ins Spital Wetzikon verstorben. Nun prüft die Zürcher Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung,
wie die NZZ am Dienstag berichtet.
Die ehemalige Hebamme Shefali Braun, die kurzzeitig im Geburtshaus in Bärenwil angestellt war, zeigt sich gegenüber der Zeitung nicht überrascht über eine mögliche Strafuntersuchung. «Ich habe festgestellt, dass im Geburtshaus Zürcher Oberland bei Komplikationen immer wieder sehr lange zugewartet wurde.»
Hebammen wollten Verlegung hinauszögern
Wenn die erfahrene Hebamme anmahnte, Gebärende wegen Komplikationen ins Spital zu verlegen, wollten andere Hebammen das hinauszögern, wie sie erklärte. «Auch solche, die über sehr viel weniger Erfahrung verfügten als ich.» Das war für Shefali Braun der Grund für die Kündigung. Bei Hausgeburten gebe es klare Zeitfenster.
Auch frühere Mitarbeiterinnen des Geburtshaus Bäretswil bestätigen laut der NZZ, dass man bei Komplikationen zu wenig rasch reagiere. Ausserklinische Geburten werden ausschliesslich von Hebammen begleitet, ohne Anwesenheit von Ärztinnen oder Ärzten.
Ausserklinische Geburten immer beliebter
Die Geschäftsleitung des Geburtshauses wollte sich gegenüber der Zeitung zu den möglichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nicht äussern. Auch die Vorwürfe von Shefali Braun möchte sie nicht kommentieren. Und das Spital Wetzikon werde erst nach Abschluss eines möglichen Verfahrens Stellung nehmen. Für die beschuldigten Personen des Geburtshauses gilt die Unschuldsvermutung.
Der Wunsch von Frauen nach ausserklinischen Geburten hat in den letzen Jahren stetig zugenommen. Über zwanzig Geburtshäuser bieten gesamtschweizerisch inzwischen ihre Dienste an. Auch die Zahl der Hausgeburten steigt. Solche Entbindungen dürfen aber nur durchgeführt werden, wenn es kein Geburtsrisiko gibt.