Mindestfallzahlen: Spitäler spannen zusammen

Zürcher Regionalspitäler wollen gemeinsam Druck auf Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger machen. Grund ist die Erhöhung und Ausweitung der Mindestfallzahlen.

, 24. Juli 2017 um 09:01
image
Die auf Anfang 2018 geplante Erhöhung und Ausweitung der Mindestfallzahlen belastet die Zürcher Regionalspitäler. Sie befürchten, komplexere Eingriffe nicht mehr vornehmen zu dürfen.
Die Regionalspitäler haben sich nun zu einer Interessengemeinschaft verbunden. Dies meldet die «Neue Zürcher Zeitung». Das Ziel der IG: Die geplanten Änderungen sollen erst ab 2021 eingeführt werden, zusammen mit einer fundierten Analyse.

«Treibt die Löhne der Spezialisten hoch»

Zudem fordern die Spitäler, dass die Mindestfallzahlen nicht an einzelne Ärzte gebunden werden. «Das wird die Löhne der Spezialisten weiter hochtreiben», erklärt Jörg Kündig, der Verwaltungsratspräsident des Spitals Wetzikon, der NZZ.
Zudem werde es dann schwieriger, junge Ärzte anzustellen, weil diese noch nicht auf die nötigen Fallzahlen kämen, fügte er hinzu. «Darunter wird die Ausbildung leiden.»

«Weniger attraktiv als Arbeitgeber»

«Wir fühlen uns in unserer Existenz bedroht», sagte auch Rolf Gilgen, der Direktor des Spitals Bülach. Vor allem würden die Spitäler damit auch weniger attraktiv als Arbeitgeber.
Auf die Kritik der Regionalspitäler geht die Gesundheitsdirektion nicht im Detail ein, wie die Zeitung weiter berichtet. Derzeit werde auf Grundlage der Vernehmlassung und weiterer Analysen die Anpassung der Mindestfallzahlen finalisiert, heisst es.

Chefarzt fährt jeden Tag von Bülach nach Liestal

Die NZZ schildert das Beispiel einer Patientin des Spitals Bülach. Der behandelnde Chefarzt, Giacinto Basilicata, muss für bariatrische Eingriffe ans Kantonsspital Baselland (KSBL) nach Liestal ausweichen.
Denn das Spital Bülach hat für die bariatrische Chirurgie keinen Leistungsauftrag vom Kanton erhalten. Wie Spitaldirektor Rolf Gilgen der Zeitung sagt, wurde das Gesuch «ohne eine konkrete Begründung und ohne Prüfung unserer Argumente» abgelehnt. Mit dem Streitfall beschäftigt sich nun das Bundesverwaltungsgericht.
Giacinto Basilicata fährt so vier Tage lang jeden Tag mit seinem Auto ins Kantonsspital Baselland, um nach seiner Patientin zu schauen. So wie er es bisher bei 25 weiteren Patienten tun musste.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Der KI-Ticker

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

KI am Kantonsspital Baden ++ Jüngere Ärzte sind skeptischer als ältere ++ Durchbruch in der Sepsis-Erkennung ++ Neuer Rollstuhl ++ KI in der Anamnese ++

image

Schaffhausen: Minus 9,7 Millionen

Auch die Spitäler Schaffhausen schreiben rote Zahlen, vorab wegen ausserordentlicher Abschreibungen.

image

Kantonsspital St. Gallen hat neuen Finanzchef

Bülach, Aarau und jetzt das Kantonsspital St. Gallen. Das sind die Stationen von Martin Banaszak.

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.