Keine freie Apothekenwahl bei neuen E-Rezepten

Das Teledermatologie-Unternehmen Onlinedoctor stellt neu elektronische Rezepte aus. Diese lassen derzeit aber noch keine freie Apothekenwahl zu.

, 11. August 2022 um 12:36
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Wer sich bei einem Hautproblem von einem Dermatologen von Onlinedoctor telemedizinisch behandeln lässt, kann sich seit heute auch gleich ein elektronisches Rezept für eine Salbe oder ein Medikament ausstellen lassen.

«Elektronische» PDF-Rezepte nicht erlaubt

Neu daran ist, dass das Rezept keine Behelfslösung mit einem simplen PDF-Dokument des Rezepts ist. Ein solches PDF-Dokument ist laut Gesetz kein Original-Rezept mit einer gültigen ärztlichen Unterschrift und darf in der Apotheke nicht angenommen werden.
Das elektronische Rezept des St. Galler Unternehmens Onlinedoctor funktioniert von Grund auf digital. Der ausstellende Arzt muss sich nämlich mit einem persönlichen Anschluss beim Health-Info-Net (HIN) ausweisen und kann so das Rezept rechtmässig digital unterschreiben.

Sicherer und schneller

«Dieses System ist gegen Missbrauch und Mehrfacheinlösung sehr gut geschützt», betont Tobias Wolf, der Mitgründer von Onlinedoctor. Das elektronische Rezept – sofern es nicht einfach ein kopierbares PDF-Rezept ist – ist schneller beim Patienten und sicherer als ein möglicherweise unleserliches Rezept auf Papier.
Paul Scheidegger, Dermatologe aus Brugg und ebenfalls Mitgründer von Onlinedoctor, sagt: «Ich kann jetzt sofort die Therapie einleiten. Meine Patientinnen und Patienten müssen nicht mehr persönlich in die Praxis kommen oder tagelang auf die Post warten, um ihr Rezept zu erhalten.»

Nur Amavita-Apotheken und Sunstore-Versand

Das neue E-Rezept hat allerdings einen Schönheitsfehler: Es lässt keine freie Apothekenwahl zu. Derzeit lässt es sich nur in sieben Amavita-Apotheken vor Ort einlösen oder online in den Versandapotheken von Amavita und Sunstore.
Das ist nicht weiter verwunderlich, da die E-Rezepte von der Galenica-Tochter HCI Solutions entwickelt worden sind – und damit auch die Galenica-Apotheken vorerst zum Zug kommen.

Erst ein Versuch

Vor drei Monaten kündeten die Ärztegesellschaft FMH und der Apothekenverband Pharmasuisse an, dass sie selber ein elektronisches Rezept schaffen wollen, wie Medinside hier berichtete.
Onlinedoctor will in der derzeitigen Versuchsphase beobachten, wie das E-Rezept im ärztlichen Alltag, in der Apotheke und bei Patienten angenommen wird.

Wie gut kommt das E-Rezept an?

Tobias Wolf setzt grosse Hoffnung auf die Alltagstauglichkeit: «Ein elektronisch übermitteltes Rezept kann besser auf Vollständigkeit geprüft werden und ist besser lesbar.» Auf einem E-Rezept sind die Informationen zum behandelnden Arzt, zum Patienten, zum Arzneimittel sowie allgemeine administrative Angaben hinterlegt.
«Die Ausgabe von falschen Medikamenten aufgrund unleserlicher und falsch entzifferter Rezepte ist ein häufiges Problem in den Apotheken. Das kann mit dem E-Rezept umgangen werden», sagt Wolf.

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