Die Universität Zürich stellt ihr Verfahren gegen Frank Ruschitzka ein. Gleichwohl zeigt die
im Juni gestartete Voruntersuchung Unterlassungen des Professor auf, der auch das Herzzentrum-Klinik am Universitätsspital Zürich (USZ) leitet.
Grund für die Voruntersuchung war Ruschitzkas Beteiligung als Co-Autor an einer Studie, die die Wirksamkeit der Malariamittel Hydroxychloroquin und Chloroquin bei hospitalisierten Covid-19-Patienten untersuchte. Die am 22. Mai im angesehenen Fachmagazin «The Lancet» publizierte Studie stiess in Fachkreisen auf massive Kritik. Drei der vier Autoren, darunter auch Ruschitzka, zogen die Studie daraufhin am 4. Juni zurück.
«Zu unkritisch»
Die Uni Zürich schreibt dazu, dass Ruschitzka «weder an der Datenakquisition, der Rohdaten-Erhebung noch an der Weiterverarbeitung und -analyse der Patientendaten beteiligt» gewesen sei: «Er wurde erst für Auswertung und Interpretation der Patientendaten und für das Verfassen des Manuskripts beigezogen.» Dann folgt die Kritik am eigenen Professor: Dieser sei - wie auch seine Co-Autoren - gegenüber den Daten «zu unkritisch» gewesen, «was Korrektheit und Aussagekraft der Covid-19-Patientendaten betrifft.» Die Daten stammten von einer amerikanischen Firma. Doch auch die Reviewer von «The Lancet» hätten zu wenig kritisch hingeschaut, so der Schluss der unabhängigen Voruntersuchung.
Positiv wird Ruschitzka Verhalten nach der Publikation erwähnt. Er selbst habe die Untersuchung betreffend der Korrektheit veranlasst.
Ermahnung zu mehr Sorgfalt - und 30 Stunden unentgeltliche Arbeit
Auch wenn die Untersuchung gegen Ruschitzka eingestellt wird, kommt dieser nicht ohne Rüffel und Strafe weg. Ruschitzka wird «ermahnt, in Zukunft bei Publikationen – insbesondere aus Zusammenarbeiten mit anderen Institutionen – sorgfältiger zu verfahren und sämtliche Aspekte der Publikation auf ihre wissenschaftliche Integrität rigoros zu prüfen.» Ruschitzka «darüber hinaus in den nächsten Monaten 30 Stunden unentgeltlich Einsatz am Center for Reproducible Science, dem UZH-Kompetenzzentrum für die Reproduzierbarkeit und Qualität wissenschaftlicher Resultate, zu leisten.» Ziel des unentgeltlichen Einsatzes sei es, «den Begutachtungs- und Publikationsprozess von Manuskripten der Big Data-Forschung in der Medizin an der UZH zu verbessern, um solche Fälle zukünftig zu vermeiden.»