Diese TCM-Pflanze kann tödlich enden

Die in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) häufig verwendete Arzneipflanze «Evodia rutaecarpa» enthält Substanzen, die Herzrhythmusstörungen auslösen können.

, 3. Mai 2018 um 11:53
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Pharmazeutische Forschende um Matthias Hamburger von der Universität Basel untersuchten die Wirkung von Evodia-Extrakten. Extrakte der Stinkeschenfrüchte werden in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bei vielfältigen Beschwerden eingesetzt: etwa bei Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie bei menstruellen Beschwerden und Geschwüren im Mundbereich.
Laut den Wissenschaftlern erwiesen sich die aus der Pflanze isolierten Naturstoffe Dehydroevodiamin (DHE) und Hortiamin als sehr potente Hemmstoffe von Kaliumkanälen im Herzmuskel. «Werden diese Kanäle blockiert, verändern sich die Erregungsabläufe im Herzmuskel, was schwere Herzrhythmusstörungen – sogenannte Torsade de pointes (TdP) – und Kammerflimmern auslösen und zum plötzlichen Herztod führen kann», heisst es in einer Mitteilung. 

Wirkung bei Hunden bestätigt

Das Entstehen schwerer TdP-Arrhythmien nach Gabe von DHE konnten die Forschende an Hunden bestätigen; ein Modell, das auch zur Prüfung von Arzneimittelsicherheit in der Industrie eingesetzt werde, heisst es.
Baburin I., Varkevisser R., Schramm A., Saxena P., Beyl S., Szkokan P., Linder T., Stary-Weinzinger A., van der Heyden MAG, Houtman M., Takanari H., Jonsson M., Beekman JHD, Hamburger M., Vos MA, Hering S.: «Dehydroevodiamine and hortiamine, alkaloids from the traditional Chinese herbal drug Evodia rutaecarpa, are IKr blockers with proarrhythmic effects in vitro and in vivo.» in: «Pharmacological Research», Mai 2018
Weitere Untersuchungen zeigten: Die beiden Naturstoffe verursachen bereits in sehr geringen Konzentrationen Oszillationen in den Herzmuskelzellen, die Herzrhythmusstörungen auslösen können. Beispielsweise können diese Substanzen in einen Tee aus Evodiafrüchten gelangen. In welchem Ausmass diese Substanzen in eine Teezubereitung gelangen, werde derzeit untersucht.

Sicherheit neu bewerten

Die Autoren der Studie mahnen zu erhöhter Wachsamkeit bezüglich möglicher toxischer Wirkungen von Evodia-Präparaten. «Die Popularisierung von Arzneipflanzen aus andern Kulturkreisen bringt Risiken mit sich», sagt Homburger. Diese Pflanzen könnten hochaktive Substanzen mit Nebenwirkungen enthalten, wie eben im Falle von Evodia. «Zum Schutz der Bevölkerung ist daher eine genauere Untersuchung solcher Risiken unabdingbar», so der Professor für Pharmazeutische Wissenschaften.
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