Rheumatologen warnen vor Falschinformationen

In Deutschland werden Rheumakranke vor der Corona-Impfung gewarnt. Die Rheumatologen warnen nun ihrerseits: Eine gefährliche Falschinformation.

, 13. Januar 2021 um 15:11
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Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) warnt vor Meldungen, die in Deutschland von Landesregierungen, Krankenkassen und Medien verbreitet werden. Diese raten Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen von einer Corona-Impfung ab. Sie sei riskant und deshalb nicht geeignet.

Impfung ausdrücklich empfohlen

Dies treffe nicht zu, betont ihrerseits die Ärztegesellschaft. Sie empfiehlt dagegen sogar ausdrücklich die Impfung für Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.
Die Zulassung der Impfstoffe von Biontech und Moderna schliesse Patienten mit chronischen Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen ebenso ein wie jene unter immunsuppressiver Therapie. Zwar seien die Impfstoffe für diese Patienten noch nicht systematisch getestet. Erfahrungen mit anderen Totimpfstoffen würden aber zeigen, dass die Impfungen auch bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen in aller Regel sicher und wirksam seien.

«Potenziell lebensgefährlich»

«Die Falschinformationen zur Impfung sind nicht nur unbegründet, sie sind sogar potenziell lebensgefährlich für die Betroffenen, denen man die Impfung verwehrt», sagt die Ärztegesellschaft. Patienten mit einem eingeschränkt funktionierenden Immunsystem sollten vorrangig geimpft werden – sofern sie nicht überempfindlich sind gegenüber einem der Inhaltsstoffe des Impfstoffs.
In der Schweiz gibt sich die Rheumaliga etwas zurückhaltender: Sie machte keine klare oder eindeutige Empfehlung zur Impfung von Rheumabetroffene mit Immunsuppression. Gleichzeitig sagt sie aber: «Zum jetzigen Zeitpunkt bestehen keine wesentlichen Bedenken gegen die Impfstoffe. Ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen der Impfung ist nach aktuellen Erkenntnissen bei Rheumapatientinnen und -patienten nicht zu erwarten.»

In der Schweiz sogar bevorzugte Impfgruppe

Klarer ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG): Wie in Deutschland stuft auch das Bundesamt alle Patienten mit entzündlichen rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoide Arthritis und Lupus erythematodes, die eine immunsuppressive Therapie machen, als «besonders gefährdete Personen» ein. Diese werden als Risikogruppe bei der Impfung deshalb bevorzugt behandelt.
Trotzdem empfiehlt die Rheumaliga vor der Impfung «eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiko zusammen mit dem Facharzt oder der Fachärztin.»
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