Das sind die häufigsten Diagnosefehler

Lungenkrebs, Schlaganfall oder Sepsis. Die Mehrheit von medizinischen Fehldiagnosen hängt mit drei Gruppen von Erkrankungen zusammen.

, 15. Juli 2019 um 08:50
image
  • forschung
  • studie
  • spital
  • praxis
Diagnosefehler treten in allen Bereichen der Medizin auf. Forscher um David Newman-Toker von der Johns Hopkins Universität analysierten über 11'500 Diagnosefehler; die Daten stammen von 180'000 Ärzten aus 400 US-Spitälern. Dabei konnten die Wissenschaftler die häufigsten Diagnosefehler in drei Kategorien einteilen.
  1. Über ein Drittel der Diagnosefehler, die zum Tod oder zu einer dauerhaften Behinderung führten, sind mit Lungenkrebs und anderen Krebsarten verbunden.
  2. Weitere knapp 23 Prozent der Todesfälle und schweren Verletzungen sind mit Schlaganfällen und anderen Gefässereignissen verbunden.
  3. 13,5 Prozent der Fehldiagnosen hängen mit Infektionen wie Sepsis zusammen.
image
Quelle: The Johns Hopkins University School of Medicine

Mehr Mittel für die Erforschung von Diagnosefehlern

Knapp drei Viertel der «Big Three»-Diagnosefehler fanden in Notaufnahmen und Ambulanzen statt. Die wahrscheinlichste falsch diagnostizierte Krankheiten in den Notaufnahmen waren Infektionen und Gefässerkrankungen, während die Spitäler mehr falsch diagnostizierte Krebserkrankungen feststellten.
Die Forscher kritisieren, dass zur Behebung von Diagnosefehlern weniger Mittel zur Verfügung stehen als für die Erforschung der Pocken, einer Krankheit, die von über einem halben Jahrhundert in den USA ausgerottet wurde. 

Bessere Diagnose-Tools und Teamarbeit

«Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die schwerwiegendsten Schäden auf eine überraschend geringe Anzahl von Erkrankungen zurückzuführen sind», sagt David Newman-Toker. Eine einfache oder schnelle Lösung gebe es zwar nicht, aber man habe jetzt Anhaltspunkte und die Hoffnung, dass das Problem lösbar sei.
Die Forscher wünschen sich etwa computergestützte Tools, schnellerer Zugang zu Spezialisten, effektivere Teamarbeit oder der Einbezug der Patienten, um die diagnostischen Probleme zu verbessern. Jährlich sind in den USA etwa 100'000 Menschen von medizinischen Fehldiagnosen betroffen, die zu einer Behinderung oder zum Tod führen. 

  • Johns Hopkins Medicine Researchers Identify Health Conditions Likely to be Misdiagnosed
  • David E. Newman-Toker et al. «Serious misdiagnosis-related harms in malpractice claims: The Big Three – vascular events, infections, and cancers», in: «Diagnosis». 11. Juli 2019

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Zurück auf die Beine: Stimulation hilft Gelähmten beim Gehen

Ein neues Verfahren aus Lausanne verbindet Rückenmark-Stimulation mit Robotik – um bei Querschnittgelähmten die Muskelkoordination zu verbessern. Das System könnte weltweit in Reha-Kliniken eingesetzt werden.

image

Leberkrebs: Ein weiterer Schritt zur vollständigen Remission?

Eine internationale Studie unter Genfer Leitung zeigt, dass ein genaues Intervall zwischen Immuntherapie und Lebertransplantation die Chancen auf eine vollständige Remission des hepatozellulären Karzinoms maximieren könnte.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.