Christian Neuschitzers Arztpraxis-Kette in der Kritik

Die Firma «Mein Arzt», die Arztpraxen in der Schweiz kauft, sieht sich gleich mit mehreren Vorwürfen konfrontiert.

, 4. Juni 2020 um 06:29
image
  • ärzte
  • hausärzte
  • christian neuschitzer
  • mein arzt
Die Arztpraxen-Gruppe «Mein Arzt» von Christian Neuschitzer betreibt rund 30 Praxen in der Schweiz. Pro Monat übernehme er vier, sagt er der «Rundschau» von SRF. «Ich habe jetzt 150 Ärzte, die warten». Sein Konzept: Hausärzte, die keinen Nachfolger finden, überschreiben ihm die Praxis über eine GmbH. Die Firma übernimmt die Praxisadministration: Buchhaltung, IT und Einkauf.
Der Aargauer Hausarzt Riccardo Regli hat allerdings «komplett negative Erfahrungen» mit dem Unternehmen mit 130 Angestellten gemacht, wie er in der Sendung schildert. So habe ihm Neuschitzer beispielsweise vertraglich zugesichert, dass er Teilhaber der GmbH werde. Im Handelsregister wurde der Arzt aber nie eingetragen. Neuschitzer entgegnet, Regli habe den Wunsch, Teilhaber zu sein, mündlich zurückgezogen.

Kritik von vielen Seiten

Doch das Beispiel von Riccardo Regli aus Seon (AG) ist offenbar kein Einzelfall, wie Recherchen der Rundschau zeigen. In jeder zweiten Praxis von «Mein Arzt» soll es Probleme geben. Zahlreiche Anwälte würden sich mit der Firma beschäftigen: Falsche Versprechungen, fehlende Bewilligungen, schlechte Zahlungsmoral. Auch ehemalige Mitarbeitende üben Kritik.

Harsche Vorwürfe gegen Hausarzt-Label SRF Rundschau (Dauer: 17:34)


«Die Vorwürfe sind haltlos»

Neuschitzer weist in der Sendung «Rundschau» sämtliche Vorwürfe vor der Kamera zurück und sagt, man halte sich an behördliche Vorgaben. Bei Praxisübernahmen komme es teilweise zu Verzögerungen. Und Fehler würden umgehend korrigiert.
Über Christian Neuschitzer ist wenig bekannt. Recherchen von SRF zeigen, dass er in Österreich und Deutschland Firmen besass. Unter anderem war er früher Besitzer einer Tanzbar und Geschäftsführer in einem Swingerclub. Er selber bezeichnet sich als «Entrepreneur».
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Berner Zeitungen verletzten Privatsphäre einer Ärztin

Ein Artikel in den Berner Medien enthielt zu viele Details über eine verurteilte Ärztin. Der Pressrat gab deshalb den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) recht.

image

EPD: Verschnaufpause für Ärztinnen und Ärzte

Die Anschlusspflicht für Ärztinnen und Ärzte ans EPD soll erst mit der grossen Revision eingeführt werden.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

«Das Problem ist die Bürokratie, welche die Kassen selber mitverursachen»

Der Kardiologe Michel Romanens kämpft seit Jahren gegen die WZW-Ermittlungs-Verfahren der Versicherer. Nun erhält er massive Unterstützung durch ein Bundesgerichts-Urteil. Was sind die Folgen?

image

USA: Milliardärin befreit Medizinstudenten von Studiengebühren

Am Albert Einstein College of Medicine in New York lernen die Medizinstudenten ab sofort gratis. Dank einer Milliardenspende.

image

Der IV fehlen die Ärzte – weil niemand dort arbeiten will

Schlechtes Image, andere Kultur: Deshalb hat die IV so grosse Mühe, genug Ärzte und Ärztinnen für die IV-Abklärungen zu finden.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.