Bis 2019 gibt es neue Medikamente gegen etwa 120 Krankheiten

Neue Cholesterin-Senker, Impfstoffe gegen das Dengue-Fieber, Mittel gegen Knorpelabbau, neuartige Schmerz-Mittel: Hier sehen Sie, wo die akutesten Hoffnungen der Pharma-Forschung ruhen.

, 5. Oktober 2015 um 15:49
image
  • medikamente
  • forschung
  • pharma
Welche Wirkstoffe sind in Phase II oder II der klinischen Entwicklung? Welche gar schon im Zulassungsverfahren für Deutschland und Europa? Dies die konkrete Frage, die der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen VFA in Deutschland seinen Mitgliedern stellte.
Heraus kam, dass sich derzeit 328 Arzneimittel in der Pipeline befinden, wobei es sich bei zwei Dritteln um einen neuen Wirkstoff handelt.
Die Angaben des deutschen Verbandes sind vielsagend – denn dort ist alles vertreten, was in der globalen Pharmaforschung Rang und Namen hat. Also auch ausländische Konzerne wie Novartis, Roche und Actelion, MSD, Glaxo-Wellcome und Pfizer, ferner Biotech-Unternehmen wie Amgen und Biogen.
Gut ein Drittel der erhofften Patente (34 Prozent) sollen der Verbesserung der Krebstherapie dienen. 18 Prozent der Projekte betreffen Entzündungskrankheiten wie rheumatische Erkrankungen, Multiple Sklerose, Lupus, entzündliche Darmerkrankungen oder Asthma.
image
15 Prozent entfallen auf die Prävention oder Therapie von Infektionskrankheiten. Weiter folgen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, um die sich 8 Prozent der Projekte kümmern.
Was ist da also konkret zu erwarten?

  • Hoffen kann man unter anderem auf Impfungen gegen sieben Krankheiten, vor denen man sich heute noch nicht schützen kann – etwa Ebola, Dengue-Fieber, Noroviren- und MRSA-Infektionen.
  • Weiter sollen neue Entwicklungen das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen auch bei jenen Patienten senken, deren Cholesterinspiegel sich mit bisherigen Medikamenten nicht auf normale Werte bringen liess.
  • Neue Antibiotika sollen den hartnäckigen Darmkeim Clostridium difficile oder mehrfach resistente gramnegative Bakterien bekämpfen.
  • Ferner könnten erste Medikamente kommen, die den Knorpelabbau bei Arthrose bremsen.
  • Bei Patienten mit schwer kontrollierbarem Asthma sollen künftig weitere Präparate für mehr Anfallfreiheit sorgen.
  • Bei fast der Hälfte der Mittel ist vorgesehen, sie auch für Kinder und Jugendliche zu entwickeln: Darunter sind Mittel gegen Hepatitis C, Schmerzen, Schizophrenie und verschiedenen Krebsarten.
  • 42 der neuen Medikamente dienen zur Behandlung von Patienten mit seltenen Krankheiten – das sind also 13 Prozent. «Dieser Anteil hat sich in den letzten Jahren verstetigt», sagt Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung/Entwicklung/Innovation beim VFA: «Die Unternehmen nehmen diese Krankheiten also wichtig.» Dieses Engagement könnte in den kommenden Jahren unter anderem zu neuen Medikamenten gegen spinale Muskelatrophie, Hirntumore und Bauchspeicheldrüsenkrebs führen.
  • Einige Arzneimittel werden auch gegen Krankheiten entwickelt, die vor allem Patienten in Entwicklungs- und Schwellenländern treffen. Dazu zählen Malaria, Tuberkulose, Chagas, Schlafkrankheit, Dengue-Fieber und Ebola. 
  • Gegen zwei Wurmkrankheiten werden zudem spezielle kleinkindgerechte Tabletten entwickelt.

Zum Bericht: VFA, «Perspektive 2019: Neue Medikamente in Sicht»


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Swissmedic kennt bereits heute stark vereinfachte Zulassungsverfahren

Warum nicht die Zulassung von patentabgelaufenen Arzneimitteln vereinfachen? Weil es nichts bringt.

image

Spitäler entsorgen Fentanyl unbürokratisch

In Schweizer Spitälern werden jährlich Zehntausende von Ampullen Fentanyl gebraucht. Die Reste werden entsorgt – ohne Dokumentation.

image

Weniger Kosten nach Neueinstufung der Medikamente

Die Umteilung bestimmter Heilmittel hat nur einen Viertel von dem gekostet, was die Hersteller prophezeit haben.

image

Weniger Umsatz mit neuen Medikamenten - dafür mehr mit Generika

Der Generika-Umsatz in der Schweiz knackte 2024 mit 1,05 Milliarden Franken erstmals die Milliarden-Grenze.

image

BAG: Whistleblowing-Plattform soll Missstände aufdecken

Integrität, Transparenz, Weitergabe von Vorteilen: Das Bundesamt für Gesundheit betreibt neu eine Whistleblowing-Plattform, um Verstösse zu melden.

image

Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus

Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.