Bericht entlastet Herzchirurg Francesco Maisano

Die massiven Vorwürfe gegen den Klinikdirektor der Herzchirurgie am Zürcher Unispital haben sich weitgehend nicht bestätigt.

, 22. Mai 2020 um 09:36
image
Im Rahmen einer «Whistleblower-Meldung» hat die Anwaltskanzlei Walder Wyss im Auftrag des Universitätsspitals Zürich (USZ) eine umfassende externe Untersuchung durchgeführt. Es ging unter anderem um den Vorwurf, Francesco Maisano verwende Implantate (Devices) von Firmen, an denen der Klinikdirektor der Herzchirurgie selbst beteiligt sei, unabhängig von der individuellen Diagnose der Patienten.
Dieser schwerwiegende Verdacht konnten die Juristen aber ausräumen. Dazu konnten keine konkreten Anhaltspunkte gefunden werden, wie im Ende April veröffentlichten Untersuchungsbericht zu lesen steht.
Ebenso wurden auch keine Hinweise auf «unsachgemässe Handlungen» oder «erfolgte Gefährdung von Patienten» identifiziert. Auch «bewusst beschönigende» Darstellungen von Testergebnissen lassen sich nicht belegen. 

Mängel identifiziert, Massnahmen definiert

Der Bericht kommt aber auch zum Schluss, dass die Klinik «im Bereich der Patientendokumentation, der Transparenz und der wissenschaftlichen Publizistik deutliche Mängel aufweist». Zum Beispiel in Bezug auf die Aufklärungsgespräche mit Patienten oder Formalien der Studiendokumentation.
Zudem wurde die Offenlegung und Informationen über gewisse Interessenbindungen «ungenügend» gehandhabt, etwa bei Publikationen, in denen die Gutachter auch «Ungenauigkeiten» feststellten. Insgesamt gibt es laut den Anwälten von Walder Wyss aber «keine Hinweise auf ein strafbares Verhalten» durch Francesco Maisano.
Die Spitalleitung hat laut einer Mitteilung inzwischen auf die Mängel und Empfehlungen reagiert und einen «weitreichenden Massnahmenplan» entwickelt. Unter anderem soll eine zusätzliche Fachkraft die künftige «korrekte Dokumentation» in den oben genannten Bereichen unterstützen. Und das Unispital will die Kontrollmechanismen der Interessenbindungen zusätzlich verstärken. 

«Whistleblower» hat Dritte informiert

Erste Ergebnisse der externen Untersuchung sind bereits am Mittwoch an die Öffentlichkeit gelangt. So haben die Zeitungen von Tamedia erstmals detailliert über die Vorwürfe gegen Francesco Maisano berichtet.  
Die Anwälte halten im Bericht in diesem Zusammenhang fest, dass der «Whistleblower» die Angelegenheit nicht vertraulich behandelte. Er habe diverse Dritte über seine Vorwürfe informiert, sogar zum Beispiel Natalie Rickli, Alain Berset und auch Daniel Koch vom BAG. Damit habe der Hinweisgeber «zu einer Eskalation der Angelegenheit beigetragen». 

  • Das Universitätsspital hat den vollständigen Auditbericht veröffentlicht (zum Teil aus Datenschutz geschwärzt).

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.