Basler entwickeln Vorhersage-Modell für Gesundheits-Apps

Ein Forschungsteam um Marion Tegethoff und Gunther Meinlschmidt von der Universität Basel hat ein Analyseverfahren geschrieben: Dieses soll die Wirkung einer smartphone-basierten Intervention besser vorhersagen.

, 5. Dezember 2019 um 06:17
image
Gesundheits-Apps kommen zunehmend unterstützend bei körperlichen und psychischen Erkrankungen zum Einsatz. Doch die Wirkung solcher Apps unterscheidet sich laut Studien von Person zu Person. Und auch bei ein und demselben Menschen wirken die Interventionen je nach Situation einmal mehr und einmal weniger.
Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Basel hat nun untersucht, wie maschinelles Lernen den Effekt von Gesundheits-Apps präziser vorherzusagen vermag. Die Gruppe unter Beteiligung der klinischen Psychologen Marion Tegethoff und Gunther Meinlschmidt nutzten dafür Daten von 324 smartphone-basierten Interventionen zur Stimmungsregulation. Apps, die bei Depressionen die Stimmung verbessern sollen. 

Anzahl erfolgloser App-Nutzungen halbiert

Das Resultat: Während es im untersuchten Fall bei etwa sechs von zehn Anwendungen zu keiner Verbesserung der Stimmung kam, waren dies in den durch maschinelles Lernen als erfolgreich vorhergesagten Anwendungen nur noch etwa drei von zehn. Fazit: Die Anzahl erfolgloser Nutzungen konnte durch das Verfahren halbiert werden.
Gunther Meinlschmidt et al. «Personalized prediction of smartphone-based psychotherapeutic micro-intervention success using machine learning». In: «Journal of Affective Disorders». November 2019.
«Wir wissen, dass viele Patientinnen und Patienten digitale Interventionen nach anfänglicher Nutzung schnell wieder weglegen», sagt Meinlschmidt. Wenn eine App nur jedes zweite oder dritte Mal wirke, verlören die Menschen bald die Lust, und sie sähen wenig Sinn in ihrer Anwendung, so der Studienautor und klinische Psychologe. Das neue Verfahren habe das Potenzial, dass Patienten smartphone-basierte Interventionen längerfristig nutzen.

Auf individuelle Patienten-Bedürfnisse zuschneiden

Die vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderte Studie liefere wichtige Hinweise, wie digitale Interventionen in Zukunft besser auf das Individuum zugeschnitten werden könnten – im Sinne einer personalisierten Therapie. Dabei wären laut den Wissenschaftlern Anwendungen auch in vielen anderen Feldern denkbar, in denen mobile Apps zum Einsatz kommen.
Die Stärke der Analyse liege darin, dass die Forschenden dem System relevante Merkmale – wie zum Beispiel Müdigkeit oder Unruhe – zuteilen können. Die sogenannte «Random-Forest»-Methode kombiniere diese Merkmale vielfältig miteinander und erlaube Vorhersagen, die der Komplexität im realen Leben besser entsprächen als traditionelle Vorhersagemethoden.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neue Allianz für mentale Gesundheit

Der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden (SVAR) und der Krankenversicherer CSS lancieren gemeinsam ein neues Angebot im Bereich der integrierten Versorgung.

image

Die meistzitierten Medizin-Forscher in der Schweiz

Besonders in Onkologie, Immunologie und Pharmakologie finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Schweiz weltweit Beachtung.

image

«Nicht aus Spargründen» - KJPD und Klinik Sonnenhof fusionieren

Die Fusion der Stiftung Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienste St.Gallen und der Klinik Sonnenhof erfolgt nicht aus Spargründen, sondern um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden.

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.

image

Neuer Direktor für die Klinik SGM

Daniel Röthlisberger wird CEO der Klinik SGM Langenthal. Er ersetzt Nathan Keiser, der Direktor der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel wird.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.