Alzheimer: Schweizer Firma plant Diagnose-Zentren

Dort soll Patienten mit einer nicht-invasiven elektrischen Stimulation geholfen werden. Der Therapie-Ansatz besteht aus elektronischen Hirn-Stimulations-Sitzungen, die über ein tragbares Headset angewendet werden.

, 2. November 2021 um 09:28
image
  • alzheimer
  • forschung
Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz: Weltweit leiden knapp 10 Millionen Menschen an der degenerativen Krankheit – 150'000 davon leben in der Schweiz.
Demenz hat physische, psychische, soziale und wirtschaftliche Auswirkungen, nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für ihre Betreuer, Familien und die Gesellschaft insgesamt.
Laut dem Welt-Alzheimer-Bericht 2021 könnte die Zahl der Menschen im Alter von 65 Jahren und älter mit Alzheimer auf 12,7 Millionen Menschen anwachsen, sofern keine medizinischen Durchbrüche zur Vorbeugung, Verlangsamung oder Heilung von Alzheimer entwickelt werden.
Aktuell laufen mehrere Initiativen mit dem Ziel, einen Behandlungsansatz zu finden, welcher das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamt oder sogar heilt. Neben pharmakologischen Interventionen berücksichtigen andere Therapieansätze die Stimulation bestimmter Hirnareale, um die Substanzen zu entfernen, die bekannterweise Alzheimer verursachen.

Therapie mit Headset

Das in der Schweiz ansässige Unternehmen Bottneuro konzentriert sich auf einen solchen Ansatz, bei dem nicht-invasive elektrische Stimulation angewendet wird. Konkret besteht der Ansatz aus elektronischen Hirn-Stimulations-Sitzungen, die über ein tragbares Headset angewendet werden. Bevor die Behandlung erfolgen kann, müssen die zu stimulierenden Hirnareale allerdings genau lokalisiert werden.
Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) ist ein funktionelles Bildgebungsverfahren, das Positronen-emittierende Bildgebungsmittel verwendet, um ein breites Spektrum biochemischer Prozesse im Gehirn zu visualisieren und zu quantifizieren.
Es ist als diagnostischer Goldstandard bekannt, da es die Quantifizierung der Belastung von Hirnamyloid oder neurofibrillären Tangles und Glukosehypometabolismus ermöglicht. Aus diesem Grund ist eine PET-Bildgebung des Gehirns erforderlich, bevor die Botteneuo-Behandlung durchgeführt werden kann.
Damit die Früherkennung von Alzheimer gefördert und eine personalisierte Behandlung angeboten werden kann, haben die beiden Schweizer Unternehmen Positrigo und Bottneuro eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Positrigo, ein Schweizer Unternehmen, das nuklearmedizinische Bildgebungsgeräte zur Verbesserung der funktionellen Bildgebung entwickelt, wird Bottneuro mehrere seiner Gehirn-Pet-Bildgebungsgeräte nach Erhalt der CE-Kennzeichnung liefern. 
Bottneuro will 2022 mit den klinischen Studien beginnen und «wird den Service zirka Mitte 2023 anbieten können; abhängend davon, wann Positrigo das CE-Zertifikat erhalten wird. Insgesamt wird es um die fünf Pet-Scanning-Centers in der Schweiz geben, gestartet wird in Zürich», erklärt Bekim Osmani, Co-Founder and CEO von Bottneuro gegenüber Medinside.
«Die Gehirn-PET-Geräte werden es uns ermöglichen, kostengünstige PET-Scans in unseren Alzheimer Diagnostik-Zentren anzubieten, um wichtige 3D-Datensätze zur erhalten, die wir für unsere personalisierte Alzheimer Therapie benötigen», wird Bekim Osmani, Geschäftsführer von Bottneuro, in der Medienmitteilung zitiert. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Empa-Forschende entwickeln selbsthaftende künstliche Hornhaut

Forschende der Empa und der Universität Zürich haben eine künstliche Hornhaut entwickelt, die künftig Spendergewebe ersetzen könnte.

image

«Eine frühzeitige Blutverdünnung nach einem Schlaganfall ist sicher und wirksam»

Im Interview erklärt Neurologe Urs Fischer, Chefarzt am Inselspital Bern, was die Ergebnisse der CATALYST-Studie für die klinische Praxis bedeuten – und warum alte Leitlinien überdacht werden sollten.

image

Das Ludwig-Institut bleibt in Lausanne

Zehn Jahre nach der Gründung der Partnerschaft mit dem CHUV und der Uni Lausanne wird das Ludwig-Institut in die Universität integriert. Es soll mehr über Immuntherapie und Tumor-Mikroumgebung geforscht werden.

image

«Wir erreichen heute Areale, die früher unzugänglich waren»

Thomas Gaisl vom USZ über Präzisionsgewinne, Patientennutzen und technische Grenzen der robotisch-assistierten Bronchoskopie – das Interview.

image

Internationale Anerkennung für Schweizer Lungenkrebs-Forscherin

Solange Peters, Leiterin der medizinischen Onkologie am CHUV, erhält den Paul A. Bunn, Jr. Scientific Award, eine der höchsten internationalen Auszeichnungen für Lungenkrebsforschung.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.