Alain Berset ist «der Magistrat mit der besten Presse»

Eine Schweizer Tageszeitung zieht Bilanz unter den Bundesräten und erklärt, weshalb der Gesundheitsminister machen kann was er will und der Aussenminister nicht.

, 27. Juli 2022 um 07:11
image
  • bundesamt für gesundheit
  • bundesrat
  • alain berset
Keine(r) der Schweizer Bundesrätinnen und Bundesräte war in den letzten zwei Jahren derart präsent in den Medien wie Alain Berset. Und keiner zog gleich viel Lob und Kritik auf sich wie der Gesundheitsminister, der während der Coronakrise wohl die turbulentesten Jahre seiner Politkarriere hatte. 
Heute nimmt die Neue Zürcher Zeitung die Bundesräte unter die Lupe. Dabei stellen sich die Journalisten die Fragen, was Ueli Maurer («Das Chamäleon») von seinen Kollegen unterscheidet, was der Innenminister («Mensch Berset») besser als der Aussenminister («Der Sündenbock») kann und wieso eine Vergleich von Viola Amherd («Die Alpen-Merkel») mit der Ex-Bundeskanzlerin Deutschlands möglich ist.

Supertanker-Kapitän mit einer Geliebten

Für die «NZZ» ist klar: «Innenminister Alain Berset ist der Magistrat mit der besten Presse: Corona-Held, beliebtester Bundesrat, der Mann, der die meiste Fanpost erhält.» Während der Pandemie sei ein Buch über ihn erschienen, in dem er sich als einsamen Kapitän eines Supertankers schildern lasse. 
«Kurz bevor bekannt wird, dass er von einer Ex-Geliebten erpresst worden war, ziert er samt Gattin und Kindern das Titelblatt einer Illustrierten. Botschaft: endlich wieder Zeit für die Familie.»
Geliebte, mutmassliche Indiskretionen aus seinem Departement, Flugaffäre – nichts bleibe an Berset haften, so die Zeitung. Es habe nur kurz so ausgesehen, als hätten die Medien genug von ihm.  
«Ausgerechnet die Redaktionen, die ihm am meisten gewogen waren, forderten nach Bekanntwerden der Flugaffäre mehr oder weniger verklausuliert seinen Rücktritt.» Dann habe sich der Wind erneut gedreht.

Mit Lob überhäuft

Der Erste, der Mitleid mit ihm bekommen habe sei Patrick Müller gewesen. Berset sei eben ein «No risk, no fun»-Bundesrat, schrieb der Chefredaktor der Zentralredaktion von CH-Media. Das Amt sei zu klein für ihn. Man könne ihn sich durchaus auch als französischen Präsidenten vorstellen. 
Noch verliebter habe sich der Citoyen in Residence von Ringier, Frank A. Meyer geäussert: Berset sei ein Bundesrat zum Mögen. Eine Persönlichkeit von Kultur und Intellekt. Ein Sterblicher, eben «Mensch Berset». Bersets Strategie: Schweige und herrsche.

Der Aussenminister - ein Sündenbock

Nicht so gut weg kommt unser Aussenminister Ignazio Cassis. Die «NZZ» betitelt ihn als Sündenbock und hält fest, er sei der unbeliebteste Bundesrat. Daran habe auch sein Präsidialjahr nichts geändert. 
«Cassis, der nach seinem Amtsantritt noch wie ein willkommener Südwind wirkte, scheint heute mit einer persönlichen Regenwolke zu reisen», so die «NZZ». Er könne sagen was er wolle, irgendwer kritisiert ihn. Cassis’ Strategie sei: Lasst es mich doch erklären!
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Digitalisierung: Jetzt können wir die PS auf den Boden bringen

Wenn es um Digitalisierung geht, wird zuviel über Fax und EPD diskutiert – und zu wenig über Prozesse. Höchste Zeit, das zu ändern.

image

Die Menschen fühlen sich so gesund wie vor Corona

Die Covid-Turbulenzen konnten der gesundheitlichen Selbstsicherheit von Herrn und Frau Schweizer wenig anhaben: Dies besagen neue Daten.

image

Beat Jans will Spitalplanung zur Bundesratssache machen

Er will den Kantonen die Spitalplanung abnehmen und die Medikamentenpreise senken: Die Pläne des neuen Bundesrats Beat Jans.

image

Arzneimittelpreise: Einheitlicher Vertriebsanteil ab 2024

Um die Abgabe von preisgünstigeren Arzneimitteln zu fördern, wird neu der Vertriebsanteil angepasst.

image

Covid-Bericht: Schlechte Zusammenarbeit von Bund und Kantonen

Eine Untersuchung der Geschäftsprüfungskommission des Ständerats zeigt: Der Bund hat während der Corona-Pandemie teils schlecht mit den Kantonen zusammengearbeitet.

image

Die Spitäler schlagen wieder einmal Alarm

Versorgungsrelevante Spitäler schreiben in einem offenen Brief, die geplante Tarifermittlung gefährde die medizinische Versorgung.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.