Ärztin durfte psychisch kranker Frau beim Tod helfen

Für Sterbehilfe braucht es nicht zwingend ein psychiatrisches Gutachten. Das Bundesgericht hat eine Ärztin freigesprochen.

, 28. Juni 2023 um 14:35
image
Symbolbild: Günter Havlena auf Pixabay
Die 65-jährige Ärztin Erika Preisig, die sich als Chefin der Organisation Eternal Spirit auch als Sterbehelferin betätigt, muss nicht wegen vorsätzlicher Tötung ins Gefängnis. Das hat nun auch das Bundesgericht entschieden.

Ohne Fachgutachten

Preisig hatte 2016 eine psychisch kranke Frau in den Tod begleitet. Dabei hatte sie sich bewusst über die geltende Rechtsprechung hinweggesetzt: Sie schickte die Patientin in den Tod, ohne davor ein psychiatrisches Fachgutachten einzuholen.
Das sei auch nicht nötig gewesen, entschied nun das Bundesgericht in einem Urteil, das «SRF» publik gemacht hat.

Abklärungen reichten

Erika Preisig habe die Krankenakten studiert, intensive Gespräche mit der Frau geführt, die Bezugspersonen befragt und eine Zweitmeinung eingeholt.
Bei einer psychischen Erkrankung könne ein Suizidwunsch auch relativ unabhängig von der psychischen Störung bestehen, bestätigte das oberste Gericht.

«Wohlerwogen»

Die psychisch kranke Frau habe im vorliegenden Fall einen wohlerwogenen Entscheid gefällt und sei urteilsfähig gewesen. Die Verstorbene litt gemäss den Gerichtsakten schon seit 2009 an ihren Beschwerden und sei seither «von Pontius zu Pilatus» gelaufen, wobei sie sich sowohl körperlich als auch psychiatrisch habe untersuchen lassen.
Das Bundesgericht bestätigte, dass Erika Preisig auch ohne psychiatrisches Fachgutachten von einem dauerhaften Sterbewunsch der Frau ausgehen konnte, die an einer unheilbaren, dauerhaften, schweren psychischen Beeinträchtigung litt.
Das Bundesgerichtsurteil im Original

Weiterer Artikel über ärztliche Sterbehilfe

Nach dem milden Urteil für die Sterbehelferin Erika Preisig zeigt sich: Sterbehilfe für psychisch Kranke ist zwar nicht illegal. Aber äusserst heikel.

  • ärzte
  • sterbehilfe
  • gericht
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürich bekommt eine neue Kantonsärztin, Appenzell sucht eine

Franziska Kluschke tritt im Februar in die Fussstapfen von Christine Maier.

image

Clinicum Alpinum Liechtenstein: Mitgründer tritt zurück

Marc Risch übergibt das Zepter an Pavel Ptyushkin.

image

Das Ende des Numerus Clausus ist beschlossen

Trotz Widerstand von Bundesrat Guy Parmelin setzt das Parlament auf eine Alternative zum NC für angehende Schweizer Ärzte.

image

VSÄG: Schlagabtausch zwischen abgewählter Präsidentin und Kantonsarzt

Monique Lehky Hagen wurde als Präsidentin der Walliser Ärztegesellschaft abgewählt - und warf dem Kantonsarzt Eric Masserey Manipulation vor. Dieser kontert.

image

Spital Emmental: Neues Führungsteam für das chirurgische Departement

Ab Januar 2025 wird Matthias Schneider Chefarzt der Chirurgie, André Gehrz sein Stellvertreter in Burgdorf. Stephan Vorburger wechselt intern.

image

Allcare: Hausarztkette in Zürich ist konkurs

Ärztemangel, galoppierende Lohnforderungen, fehlendes Commitment: dies die Erklärungen für die Notlage.

Vom gleichen Autor

image

SVAR: Neu kann der Rettungsdienst innert zwei Minuten ausrücken

Vom neuen Standort in Hundwil ist das Appenzeller Rettungsteam fünf Prozent schneller vor Ort als früher von Herisau.

image

Kantonsspital Glarus ermuntert Patienten zu 900 Schritten

Von der Physiotherapie «verschrieben»: In Glarus sollen Patienten mindestens 500 Meter pro Tag zurücklegen.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.