«Am ehesten traut man noch der FDP zu, eine Lanze für die Ärzteschaft zu brechen»

Die Chirurgen fühlen sich politisch schlecht vertreten. Dies zeigt eine Umfrage der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) unter ihren Mitgliedern.

, 18. September 2023 um 07:03
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Bauchchirurgen wollen mehr Zeit für Operationen statt für Formulare. | zvg
In einer Mitgliederbefragung der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) äussern sich 90 Prozent der Viszeralchirurginnen und -chirurgen besorgt über die aktuellen standespolitischen Rahmenbedingungen. Insbesondere die zunehmende Bürokratie, die ungenügenden Tarife und die hohe Arbeitsbelastung während der Ausbildungszeit bereiten ihnen Sorgen.
Die Umfrageergebnisse, die im Jahresbericht der SGVC veröffentlicht wurden, zeigen auch eine politische Frustration bei den Chirurgen. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sich keine politische Partei für ihre Anliegen einsetzt. Am ehesten trauen sie der FDP zu, die Interessen der Ärzteschaft zu vertreten. 50 der 224 teilnehmenden Bauchchirurgen gaben dieser Partei ihre Stimme.

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Nicht-medizinische Aufgaben delegiern

Den grössten politischen Handlungsbedarf sehen die Chirurgen im Kampf gegen die zunehmende Bürokratie. Beispiele aus dem Alltag von Assistenzärztinnen und -ärzten im Jahresbericht der SGVC verdeutlichen dies. Sie verbringen 70 bis 80 Prozent ihrer Zeit mit administrativen Aufgaben wie Terminplanung, Datenbankverwaltung und Berichterstellung.
Antonio Nocito, Chefarzt Chirurgie am Kantonsspital Baden (KSB) und Präsident der SGVC, fordert ein Umdenken. Er schlägt vor, nicht-medizinische Aufgaben konsequent an andere Berufsgruppen zu delegieren, damit die Viszeralchirurgen mehr Zeit für ihre Kernkompetenzen im Operationssaal und in der Patientenbetreuung haben. Dies könnte auch die Ausbildung von Assistenzärzten in einer 50-Stunden-Woche ermöglichen.
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Studien zeigten, so Nocito, dass die Burnout-Rate von Chirurgen mit der administrativen Belastung korreliere. Statt sie mit zusätzlichen Vorschriften zu belasten, sei es sinnvoller, sie von administrativen Aufgaben zu entlasten.

Neue Berufsprofile durch Erhöhung der GWL

Die SGVC schlägt die Schaffung neuer Berufsbilder an der Schnittstelle zwischen Medizin, Pflege und Administration vor. Pilotprojekte in verschiedenen Spitälern haben bereits positive Resultate gezeigt. Die Finanzierung dieses Personals soll über eine Erhöhung der gemeinwirtschaftlichen Leistungen (GWL) durch die Kantone erfolgen, die bereits die Ausbildung der Assistenzärzte finanziell unterstützen.
Dies habe zwar seinen Preis, so Nocito, sei aber für die Gesellschaft immer noch billiger, als wenn Ärzte wegen Burnout krankgeschrieben würden oder nach einem teuren Studium aus dem Beruf ausstiegen.
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