Warum Basler direkt zum Spezialisten gehen
Obschon Basel-Stadt im Unterschied zu anderen Kantonen über die gesetzlichen Grundlagen für die Zulassungsbeschränkung verfügt, ist ein entsprechendes Gesetz in der Vernehmlassung.
, 28. Juli 2023 um 07:55Seit das Kantonsgericht Basel-Landschaft am 18. Januar 2023 erklärte, die Zulassungsbeschränkung von Ärztinnen und Ärzten könne nicht auf dem Verordnungsweg verordnet werden, sind nun diverse Kantone daran, die erforderlichen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen. Das gilt auch für Basel-Stadt, wo derzeit die Vernehmlassung am Laufen ist.
Acht Fachrichtungen sind betroffen
Dies erstaunt, weil doch der Halbkanton am Rheinknie bereits ein entsprechendes Gesetz kennt, das auch schon in Kraft ist. Acht Fachrichtungen sind betroffen. Es sind dies Anästhesiologie, Kardiologie, Neurologie, HNO, Ophthalmologie, Urologie, Orthopädie und Radiologie.
Warum also diese Neuauflage in Basel-Stadt? Die Antwort in drei Buchstaben: GGR. Das Akronym steht für Gemeinsame Gesundheitsregion Nordwestschweiz, wo beide Basel sowie angrenzende Gebiete der Kantone Aargau und Solothurn beteiligt sind.
Das sagt der neue Präsident
Dennis Bernoulli ist seit gut einem Monat Präsident der Medizinischen Gesellschaft Basel. «Wir wollen immer mehr zusammen planen», sagt der 51-jährige Psychiater. Deshalb sei es nicht sinnvoll, dass die beiden Halbkantone unterschiedliche Gesetze für die Zulassungsbeschränkung haben.
Die Zulassungsbeschränkung ist eines der wichtigeren Themen in seiner Agenda als Präsident der MedGes Basel, zumal ja Basel bekannt ist für seine Ärztedichte. Darauf angesprochen meint Bernoulli, dass diese sehr wohl berechtigt sei. Als Universitätskanton brauche Basel genügend Ausbildungsstellen.
Zum Spezialisten dank Vorwissen
Zudem wohnten im Grenzkanton viele Leute, die in Gesundheitsberufen tätig seien, etwa in Spitälern oder der Pharmaindustrie. Untersuchungen zeigten, dass sie häufiger direkt zum Spezialisten gingen - auch dank ihrem Vorwissen. Und da sind auch die vielen Grenzgänger und Expats, die keinen Hausarzt hätten und damit ebenfalls direkt zum Spezialisten gingen.
A propos Hausärztinnen und Hausärzte: Deren Situation ist Bernoulli ein besonderes Anliegen, versichert er im Gespräch mit Medinside. So will er «die gute medizinische Versorgung der Region aufrechterhalten.» Die zunehmende Bürokratie machten diesen zu schaffen und den Beruf unattraktiv.
In dieses Kapital fällt auch das Elektronische Patientendossier (EPD). «Ich will mich dafür einsetzen, dass dieses nicht zu einem PDF-Friedhof verkommt» sagt er.
Gross wird sich der Alltag des neuen Präsidenten freilich nicht verändern. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wird weiterhin zu 70 Prozent in seiner Praxis tätig sein. Seit dreieinhalb Jahren ist er bereits Vize-Präsident der MedGes Basel. Und weil sein Vorgänger Felix Eymann bereits ein gewisses Alter aufweist, hat Bernoulli schon präsidiale Aufgaben übernommen und in den entsprechenden Gremien der Ärztekammer und der FMH Einsitz genommen.
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