So gut tut Babys die «Haut-auf-Haut-Methode»

Die Geburtsabteilung des Lausanner Universitätsspitals lässt Mütter und Väter ihre pflegebedürftigen Babys hautnah betreuen.

, 14. Dezember 2022 um 14:43
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Nackte Haut auf nacker Haut: Das ist für viele Babys besser, als auf der Neonatologie gepflegt zu werden. | CHUV (Alain Ganguillet)
Drei Spitalzimmer in der Geburtsabteilung des Universitätsspital Lausanne (CHUV) sind neu für eine spezielle Pflege-Methode reserviert: Das nackte Baby wird direkt auf der nackten Brust der Eltern getragen. Es ist dabei gut gesichert. Diese Methode ermöglicht es Eltern und ihren Neugeborenen, gemeinsam in einem Zimmer zu sein, obwohl das Baby eine besondere Pflege oder eine verstärkte Überwachung braucht.

Das verhindert Trennung

Solche Kinder mussten bisher von der Mutter getrennt und auf die Neonatologie verlegt werden. Geeignet für die «Haut-auf-Haut-Methode», wie das CHUV sie nennt, sind Neugeborene, die nach der Geburt eine besondere Betreuung und Überwachung brauchen, aber zum Besipiel keine Beatmung brauchen.
Also beispielsweise Babys, die zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche zu früh geboren wurden, ein geringes Geburtsgewicht haben oder ein Gesundheitsproblem wie eine Infektion aufweisen, welche die intravenöse Verabreichung von Antibiotika erforderlich macht.

Auch der Vater darf

Die Mutter wird von Hebammen und Ärztinnen der Abteilung für Geburtshilfe betreut, während das Neugeborene im selben Zimmer von Krankenschwestern und Ärzten der Abteilung für Neonatologie umsorgt wird.
Die Mutter bleibt gleich lang im Spital wie bei einem üblichen Aufenthalt nach einer Entbindung. Wenn ihr Aufenthalt endet, kann sie jedoch bei ihrem Baby bleiben, bis auch dieses das Spital verlassen kann. Der zweite Elternteil ist rund um die Uhr willkommen und im Zimmer steht ein Sessel, der in ein Bett umgewandelt werden kann, zur Verfügung.

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Auch Väter dürfen ihre Babys hautnah tragen. | CHUV (Alain Ganguillet)

Fachleute arbeiten enger zusammen

Das verbessert laut einer Mitteilung des CHUV nicht nur die Pflegequalität für die Familien. Es ermöglicht auch eine engere Zusammenarbeit zwischen der Geburtshilfeabteilung und der Neonatologie», sagt Carole Richard, leitende Pflegefachfrau der Neonatologie.
Die Vorteile der «Haut-auf-Haut-Methode» wurden in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen und sind besonders wichtig für Frühgeborene oder Neugeborene, die mit einem geringen Geburtsgewicht geboren wurden.

Das sind die Vorteile fürs Baby

Für die Babys bringt die Methode eine konstantere Temperatur und Atmung sowie einen gleichmässigeren Herzrhythmus. Sie haben weniger Schmerzen, nehmen mehr zu und schlafen besser. Die Methode reduziert auch den Stress für Mutter und Kind. Weitere Vorteile: Die Muttermilchproduktion wird besser angeregt, der Spitalaufenthalt ist in der Regel kürzer und das Infektionsrisiko geringer. Auch die neurologische Entwicklung und die Eltern-Kind-Bindung erwies sich als besser.
Je länger die Eltern und Babys Hautkontakt miteinander haben, umso mehr wirken sich die Vorteile aus. Deshalb ermöglichen es die drei speziellen Spitalzimmer, dass Eltern und Kind während des gesamten Aufenthalts nicht getrennt werden, sagt Lydie Beauport, Assistenzärztin in der Neonatologie.
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