Mehr Therapietreue dank schlauer Verpackung

Nur ein Drittel aller Patienten nehmen ihre Medikamente wie vorgeschrieben ein. Smarte Verpackungen erinnern an die pünktliche Einnahme.

, 23. November 2023 um 15:46
image
Drückt der Patient die Tabletten aus der Blisterverpackung, wird der Arzt informiert. | zvg
Jährlich entstehen weltweit Kosten in Milliardenhöhe, weil Medikamente nicht richtig oder nicht zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden. Studien zur Compliance bei der Medikamententherapie zeigen denn auch: Nur gerade ein Drittel der Betroffenen macht, was der Arzt sagt.
Stattdessen nehmen rund 3 bis 4 Prozent der Patienten ihre Medikamente gar nicht ein, 20 Prozent brechen die Therapie innerhalb von 100 Tagen und 40 Prozent innerhalb eines Jahres ab. Dabei zeigt sich: Je mehr Tabletten pro Tag eingenommen werden müssen und je länger die Therapie dauert, desto schlechter die Compliance.

Vergesslichkeit kostet Millionen

Santésuisse schätzt, dass jedes Jahr Medikamente im Wert von 500 Millionen Franken im Müll landen.
Laut Isabelle Arnet, Lehrbeauftragte Pharmazie an der Universität Basel, ist das Hauptproblem, dass die Medikamenteneinnahme zum festgesetzten Zeitpunkt schlicht vergessen wird. Folglich wirke die Therapie nicht wie erwünscht, der Patient ist frustriert und bricht die Behandlung im schlimmsten Fall ganz ab.

Smarte Verpackungen

Smarte Medikamentenverpackungen könnten hier ein Lösungsansatz sein, wie Alexander Debets, Clinical Supply Innovation bei MSD an einem Medienanlass des Pharmaunternehmens sagte.
Smart heisst: «In diesen Verpackungen ist ein Sensor eingebaut, der ein Signal abgibt, sobald die Medikamenteneinnahme fällig ist. Die Erinnerung wird auch auf das Smartphone übertragen». Blisterverpackungen wiederum enthielten eine elektronische Komponente, die beim Herausdrücken der Tablette zerbrochen wird und ein Signal zur Cloud abgibt. «Der Arzt weiss dann, dass das Medikament eingenommen wurde», so Alexander Debets.
Damit könne man einerseits Erleichterung für den Patienten schaffen. Obendrein sind die Daten wertvoll, um zu verfolgen, wie effektiv die Therapie tatsächlich sei.
image
Smarte Medikamentenverpackungen erinnern den Patienten an die Tabletteneinnahme.

  • medikamente
  • Innovation
  • pharma
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

BAG senkt Preise von 300 Medikamenten

Bei rund der Hälfte der überprüften Medikamente greift das Bundesamt für Gesundheit durch: Die Preise sinken im Schnitt um zwölf Prozent, was Einsparungen von rund 65 Millionen Franken bringen soll.

image

Apotheken dürfen mehr von ihrer Arbeit verrechnen

Der neue Tarifvertrag für die Apotheken regelt, wie viel die Verblisterung von Medikamenten und die Beratung künftig kosten darf.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

Abnehmspritzen für Minderjährige: Erlaubt, aber wenig verordnet

Seit vier Monaten ist Wegovy auch für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Die Bedingungen sind aber streng. Zu streng, wie eine Kinderärztin kritisiert.

Vom gleichen Autor

image

Schweizer Assistenzärzte: Viele Ruhetage, aber geringe Work-Life-Balance

Eine Studie zeigt: Im europäischen Vergleich haben Schweizer Assistenzärzte zwar mit am meisten Ruhetage pro Monat – zugleich klagen sie überdurchschnittlich oft über ihre Work-Life-Balance.

image

Lohnrunde in Berner Spitälern: Insel Gruppe steigert, Regionalspitäler zurückhaltend

Nach der Nullrunde 2025 erhalten die Mitarbeitenden der Berner Spitäler 2026 leichte Lohnerhöhungen – mit deutlichen Unterschieden zwischen der Insel Gruppe, Kliniken und Regionalspitälern.

image

UPK Basel: Wechsel an der Spitze

Nach 14 Jahren tritt Konrad Widmer als Präsident der Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel zurück. Katja Schott-Morgenroth übernimmt den Vorsitz, Jürg Nyfeler rückt in den Verwaltungsrat nach.