Privatklinik unter dem Verdacht der Verwendung falscher Titel

Einer Klinik in der Westschweiz wird vorgeworfen, bewusst irreführende Titel bei Ärztinnen und Ärzten zu verwenden.

, 25. Juli 2023 um 13:30
image
Eine Privatklinik in der französischsprachigen Schweiz mit Standorten in Montreux und Martigny präsentiert ihre fünf Ärzte als Gynäkologen, obwohl nur einer von ihnen tatsächlich berechtigt ist, diesen Titel zu führen.
Zwei der Ärzte haben ihre Fachausbildung in Gynäkologie nicht abgeschlossen, zwei weitere sind Ärztinnen ohne Spezialisierung, wie das französischsprachige Radio Télévision Suisse RTS aufgedeckt hat.

Schuld sei der Verantwortliche der Website

Die nicht namentlich genannte Klinik stellt sich auf ihrer Website als hervorragende Einrichtung mit kompetentem Personal dar und wirbt mit positiven Bewertungen und Videos zufriedener Patientinnen um das Vertrauen potenzieller Kundinnen. Sie bietet neben gynäkologischen Behandlung auch ästhetische Operationen an.
Die Klinikleitung schiebt die Schuld für den Fehler auf die Website-Verantwortlichen und behauptet, aufgrund des hektischen Operationsbetriebs keine Zeit gehabt zu haben, die Titel der Mitarbeitenden zu überprüfen.

Bussen und Berufsverbot

Die Gesundheitsbehörde des Kantons Waadt untersucht nun die Situation, und bei Zuwiderhandlung drohen Bussen bis zu 200'000 Franken oder sogar ein Berufsverbot. Im Kanton Wallis, wo die Klinik über einen weiteren Standort verfügt, kann die Geldstrafe bis zu 100'000 Franken betragen und mit einer Freiheitsstrafe von bis zu 3 Monaten verbunden sein.

Täuschungen sind keine Seltenheit

Titelschwindel ist laut Verband Patientenstellen keine Seltenheit. «Wir haben zum Beispiel Privatkliniken, die sich mit dem Titel Notfallmediziner verkaufen oder sich gar als Alternative zum Spitalnotfall darstellen, obwohl sie weder die Infrastruktur noch die Titel dafür haben».
Hier bestehe ein echtes Qualitätsproblem und die Patientenorganisation erwarte von den Kantonen eine bessere Kontrolle dieser Praxen. Die Kantone hingegen geben an, dass die geforderte Überwachung nicht möglich sei, weil ihnen die Mittel dazu fehlten.
  • spital
  • gynäkologie
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Medizinprodukte: Swissmedic moniert Mängel in vielen Spitälern

Die Aufsichtsbehörde kontrollierte unter anderem Endoskopie und Instandhaltung – und fand so viele Probleme, dass sie jetzt die Überwachung intensiviert.

image
Gastbeitrag von André Plass

Eine unabhängige Anlaufstelle garantiert mehr Qualität

Unabhängige Qualitätskontroll- und Meldezentren fürs Gesundheitswesen könnten die Patientenversorgung stark verbessern.

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.